Wie sieht der Arbeitsmarkt der Zukunft aus?

Entwicklungen wie die zunehmende Automatisierung sind einerseits notwendig, um den drohenden Fachkräftemangel auszugleichen. So gehen Arbeitsmarktforscher davon aus, dass 2030 mit circa 39 Millionen Erwerbspersonen nahezu zehn Prozent weniger Menschen in Arbeit stehen als heute. Andererseits wird sich die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt für gering qualifizierte Kräfte nicht verbessern.

Allein das berufsspezifische Fachwissen wird künftig für Arbeitnehmer nicht mehr ausreichen, um auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft zu bestehen. Neben berufsübergreifenden Qualifikationen dürften vor allem Mobilität und Flexibilität gefragt sein, was auch Freiberuflern neue Chancen eröffnen könnte. 

 


 

Der Arbeitsmarkt als Teil der Wissensgesellschaft

Als unmittelbare Folge der rasanten Entwicklungen in der IT-Branche und der Automatisierung muss von den Arbeitnehmern zunehmend Koordinations- und Denkarbeit geleistet werden. Rein manuelle Tätigkeiten, wie das Bedienen der Maschinen, nehmen an Bedeutung ab. Am deutlichsten lässt sich dieser Prozess in der Automobilindustrie beobachten. Routinearbeiten wie das Schweißen, Nieten oder Lackieren werden hier schon seit geraumer Zeit von automatisch agierenden Maschinen übernommen. Teilweise können die Roboter sogar die benötigten Teile aus dem Lager holen und eigenständig sortieren. Dennoch wird selbst hier die menschliche Arbeitskraft weiterhin benötigt. Der Mensch steuert diesen Prozess und greift lediglich ein, wenn eine Aufgabe individuelle Herangehensweise erfordert. 
 

Das produzierende Gewerbe im Wandel

Eine weitere technische Entwicklung trägt dazu bei, dass sich der Arbeitsmarkt im produzierenden Gewerbe rasanter wandelt als in anderen Branchen. Noch vor wenigen Jahren galten dreidimensionale Druckverfahren als pure Zukunftsmusik. Inzwischen stellen 3D-Geräte vom Lichtschalter bis zum künstlichen Hüftgelenk eine Vielzahl von Gegenständen passgenau her, ohne dass Verschnitt produziert wird. Der Grund: 3-D-Drucker arbeiten nach einem vergleichbaren Prinzip wie ein Tintenstrahldrucker. Sie bauen das benötigte Stück Schicht für Schicht aus Pulver als Ausgangsmaterial auf, sodass nahezu kein Abfall entsteht.

„Die 3-D-Druck-Technik wird nicht nur die Machtverhältnisse in der industriellen Fertigung neu definieren, sondern die Wirtschaftswelt als Ganzes erschüttern“, ist Neil Gershenfeld, Leiter des Centers für Bits and Atoms am renommierten Massachusetts Institute of Technology, überzeugt. Beispielsweise könne ein Kunde, der sich für ein Stück eines australischen Designers interessiert, dieses selbst ausdrucken, sobald der Designer die Konstruktionsdaten elektronisch übermittelt habe. Damit dürfte sich also auch der globale Handel massiv verändern.*
 

Werden Waren bald von Robotern umgeschlagen?

Weil die Logistikbranche lange Zeit als wenig automatisierbar galt, entstanden in den vergangenen Jahren hier zahlreiche Arbeitsplätze für gering qualifizierte Arbeitskräfte. Doch dieser Beschäftigungsboom dürfte sich mittel- bis langfristig ins Gegenteil verkehren, weil die Aufgaben des Menschen zunehmend von Robotern übernommen werden. Schon jetzt erhalten gelagerte Produkte einen Strichcode, der von Transport- und Verpackungsrobotern erkannt werden kann. Als Vorreiter dieser Entwicklung gilt der Versandhändler Amazon, wo nach dem Prinzip der „chaotischen Lagerhaltung“ gearbeitet wird. Das heißt: Produkte werden elektronisch erfasst und dort eingelagert, wo gerade Platz ist. Die Laufwege für die Kommissionierer sind kurz, weil sie von einer Software auf optimierten Wegen zum Zusammenstellen der Sendungen geschickt werden. Denkbar sind theoretisch sogar vollautomatische Lager vom Wareneingang bis zum Versand. Die Voraussetzung: Sowohl Produkte als auch Geräte sind über einen Server oder die Cloud miteinander vernetzt. 
 

Wird die Dienstleistung zur Zukunftsbranche?

Selbst Dienstleistungen werden von den aktuellen Entwicklungen nicht verschont – allerdings mit positiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Zudem erwarten Arbeitsmarktforscher, dass sich Dienstleistungen künftig noch stärker als jetzt auf andere Branchen auswirken dürften. Der Grund: Verbraucher und Unternehmen fragen zunehmend nach komplexen Systemlösungen statt nach einzelnen Produkten. Als Beispiel nennt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Computer: Weil die Rechner für völlig unterschiedliche Zwecke benötigt werden, wählen die Kunden alle notwendigen Komponenten aus und lassen diese von einem Dienstleister montieren und einrichten. Weil sich der Trend hin zur Dienstleistung künftig verstärken werde, liegt die Zukunft für das Nürnberger Institut ganz klar in einer intelligenten Verknüpfung der Industrie mit ergänzenden Dienstleistungen. 

Fazit: In nahezu allen Branchen werden massive Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt erwartet. Der klare Trend geht in Deutschland hin zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft.

*Quelle: wiwo