EU-Kommission rechnet nicht mit Besserung

Im November 2022 hat die EU-Kommission ihre Wirtschaftsprognose aus dem Sommer des Jahres angepasst – und die ohnehin wenig optimistische Vorhersage für 2023 fällt nun noch düsterer aus: So wird für die EU nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent und mit einer Inflation von 7 Prozent gerechnet. Gründe für die schlechte Konjunkturlage seien die weiterhin große politische Unsicherheit, der hohe Energiepreisdruck, die Kaufkrafterosion bei den privaten Haushalten, das schwächere außenwirtschaftliche Umfeld und die restriktiveren Finanzierungsbedingungen.

Immerhin: Bis 2024 soll das Wirtschaftswachstum in der EU um durchschnittlich 1,6 Prozent zulegen und die Inflation auf 3 Prozent zurückgehen. Der Arbeitsmarkt wird nach Ansicht der EU-Kommission widerstandsfähig bleiben. Die Arbeitslosenquote soll 2023 nur leicht auf 6,5 Prozent steigen, 2024 wieder auf 6,4 Prozent sinken.
 

IWF-Prognose: Deutschland Schlusslicht

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) stellt eine Prognose für 2023 an – und die fällt kaum hoffnungsvoller aus. Das Institut erwartet eine stagnierende Weltwirtschaft und eine hartnäckige Inflation. Insgesamt gehen die IWF-Experten zwar von einem Wachstum von 2,7 Prozent aus, für Deutschland sagt der IWF jedoch eine Rezession voraus: Die Wirtschaft soll hierzulande um 0,3 Prozent schrumpfen. Kein großes Industrieland schneidet in dem Ausblick so schlecht ab wie Deutschland. Die angeführten Gründe sind denen der EU-Kommission ähnlich: der Krieg in der Ukraine, die angespannten Handelsbeziehungen zu China, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und die hohe Inflation.
 


LBBW Research sieht 2023 Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung

LBBW Research, die „Denkfabrik“ der Landesbank Baden-Württemberg, hat sich in einem Jahresausblick ebenfalls mit der nahen Zukunft beschäftigt. Auch ihre Experten erwarten den Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr. Vor allem energieintensive Branchen wie die chemische Industrie oder die Metallverhüttung würden stark unter den derzeitigen Energiepreisen in Deutschland leiden und einen veritablen Wettbewerbsnachteil haben. Insolvenzen würden kaum ausbleiben.

Für Unternehmen jeglicher Branche sei es empfehlenswert, ihre Beziehungen auf zuverlässige Zulieferer zu fokussieren und global zu streuen. Der sich verschärfende Fachkräftemangel sorge weiterhin für Probleme am Arbeitsmarkt und auch an den Aktienmärkten erwartet das Institut weitere Tiefs.
 

Immense Herausforderungen für Transport- und Logistikbranche

Die trüben Aussichten ziehen sich durch fast alle Branchen – mit besonderen Herausforderungen ist jedoch der Transport- und Logistikbereich betroffen. Nach Analysen des Europäischen Ladungs-Verbunds Internationaler Spediteure (Elvis) weisen zahlreiche Indikatoren auf eine bevorstehende Krise hin. Neben der angespannten Auftragslage und einer sinkenden Transportnachfrage seien vor allem die Personalkosten problematisch. Wegen des begrenzten Angebots an Fachkräften und des starken Wettbewerbs um sie würden die Gehälter weiter steigen. KMU sollten mit langfristigen Investitionen warten, bis sich die Situation wieder entspannt. Die Digitalisierung des kompletten Workflows und eine Verbesserung der Effizienz seien in dieser Situation besonders wichtig.