Hintergrund

Der BME-Barometer Elektronische Beschaffung stand dieses Jahr unter dem Motto „1.0-Welt aufräumen – Platz für Neues schaffen!“. 264 Verantwortliche aus dem Beschaffungsbereich wurden befragt, vor allem Entscheider aus dem Industriesektor (66 Prozent) und dem Dienstleistungssektor (24 Prozent). Im Zentrum der Befragung standen der Einsatz digitaler Tools in den typischen, beschaffungsbezogenen Anwendungsfeldern und die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Einkauf.
 

Die Digitalisierung schreitet voran

Die Digitalisierung in den klassischen Beschaffungsprozessen nimmt an Fahrt auf, lautet eine zentrale Erkenntnis des BME-Barometers Elektronische Beschaffung. „Insgesamt scheint die Automatisierung der operativen Einkaufsprozesse mittlerweile in vielen Unternehmen angekommen zu sein. Über ihren Einsatz muss auch nicht mehr groß diskutiert werden“, fasst Dr. Holger Müller, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig und Experte für Supply Chain Management, die Umfrageergebnisse zusammen. Allerdings macht die Studie auch deutlich, dass die Industrie 4.0 kein Selbstläufer ist. Die kleinen und mittelständischen Betriebe tun sich im Vergleich zu den Großunternehmen noch schwer mit der Implementierung.
 

Erkenntnis über Notwendigkeit digitaler Tools ist gestiegen

Im Vergleich zur Vorjahreserhebung fällt beim BME Barometer Elektronische Beschaffung 2019 auf, dass Unternehmen in allen Kategorien eine höhere Notwendigkeit für den Einsatz von digitalen Tools sehen. Den deutlichsten Sprung haben demnach die Tools für das Lieferantenmanagement gemacht: Die Zustimmungsquote der Unternehmen ist hier von 85,2 Prozent in 2018 auf 92,4 Prozent gestiegen. Bei den Tools für den Source‐to‐Contract‐Prozess stieg die Zustimmungsquote von 79,5 Prozent auf 88,3 Prozent.

 

 

Kleine Unternehmen schätzen E-Tools als weniger notwendig ein

Der BME-Barometer Elektronische Beschaffung 2019 macht auch deutlich, dass kleine und mittelständische Unternehmen den Einsatz digitaler Tools als deutlich weniger wichtig einschätzen als große Unternehmen. So ist der Anteil der Firmen, die Requisition-to-Pay-Tools (R2P) für die Vereinheitlichung ihrer Prozesse als relevant einschätzen, bei großen Unternehmen um 34 Prozent höher als bei den kleinen Unternehmen. Bei den Category-spezifischen Tools ist dieser Wert um 30 Prozent und bei den Spend-Analysis- und Controlling-Tools um 18 Prozent höher. Nur das Qualitätsmanagement bildet eine Ausnahme: Hier ist die Zustimmung zu digitalen Tools bei den KMUs um ein Prozent höher.
 

Weitere Ergebnisse der Umfrage

17,6 Prozent der Befragten haben bereits eine nahezu komplette Automatisierung des operativen Einkaufsprozesses vollzogen, so der BME-Barometer Elektronische Beschaffung 2019 weiter. Knapp 20 Prozent geben an, dieses Ziel in Zukunft „sehr stark“ zu erreichen. Weitere 30 Prozent äußern die Überzeugung, es „stark“ zu erreichen. Damit ist laut Studie zu erwarten, dass rund zwei Drittel der Unternehmen ihre Digitalisierungsstrategien in absehbarer Zeit umsetzen werden.

Die Teilnehmer am BME-Barometer Elektronische Beschaffung wurden darüber hinaus zu ihren Erwartungen hinsichtlich Veränderungen in den Technologien und Prozessen befragt. Die größte Bedeutung von Zukunftstechnologien bezüglich ihrer Auswirkungen auf die Beschaffungsfunktion wird demnach der Analyse von Big Data zugeschrieben.
 

Was erwarten die Unternehmen von der Zukunft?

Für den BME-Barometer Elektronische Beschaffung wurden die Teilnehmer auch gefragt, wie sich die digitalen Beschaffungsprozesse zukünftig entwickeln werden. Rund die Hälfte der Befragten glaubt, dass intelligente Suchalgorithmen und Big Data Analytics „stark“ bis „sehr stark“ dazu beitragen werden, eine sehr hohe globale Markttransparenz zu erzielen.

Rund ein Viertel der Umfrageteilnehmer erwartet eine Verdrängung von Anbietern durch große Internetplattformen, die selbst als Lieferanten auftreten. 41,7 Prozent der Befragten sehen das nicht so oder zumindest nur in geringem Maße. Die Vorbereitung von Sourcing-Entscheidungen mittels intelligenter Software können sich aber knapp 36 Prozent mehr oder weniger ausgeprägt vorstellen.

Die Blockchain-Technologie wird von 26,1 Prozent der befragten Unternehmen mehr oder minder klar erwartet, beispielsweise zur Erhöhung der Sicherheit in der Lieferkette. 48,6 Prozent sehen das nicht oder nur in geringem Maße so. Und die Befürchtung, dass der strategische Einkäufer zukünftig durch IT-Lösungen ersetzt werden könnte, teilen mit insgesamt 8,7 Prozent nur wenige. 70 Prozent der Befragten lehnen diese Aussage ab.
 

Fazit

Der BME-Barometer Elektronische Beschaffung 2019 zeigt, dass sich der Fokus der Unternehmen immer stärker auf digitale Tools für den strategischen Einkaufsbereich richtet. Die Potenziale der Digitalisierung sind aber vielen Unternehmen offenbar noch nicht richtig klargeworden. Natürlich stellen die neuen Lösungen teilweise einen Paradigmenwechsel dar, der den Einkauf in eher traditionellen Unternehmen völlig verändern wird. Wer die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht kennt oder schlichtweg ignoriert, riskiert allerdings, hinter die Konkurrenz zurückzufallen.

 

Sie möchten mehr erfahren? Hier gibt es die ausführlichen Ergebnisse des BME-Barometers Elektronische Beschaffung 2019 als PDF.