Was ist der Einkaufsmanagerindex Deutschland?
 

Der Einkaufsmanagerindex (EMI) ist einer der wichtigsten Indikatoren zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. Er wird seit 1996 vom Analyseunternehmen IHS Markit und dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) herausgegeben. Der Index errechnet sich aus Faktoren wie Auftragseingang, Produktionsleistung, Lagerbestand, den tatsächlichen Lieferungen und Beschäftigungsanzahl. Ab 50 Punkten signalisiert der Index ein Wachstum, Werte darunter deuten auf eine Schrumpfung.

Der EMI spiegelt wie kaum ein zweiter Indikator die Aktivitäten der deutschen Industrie wider. Zudem verrät er Veränderungen am BIP (Bruttoinlandsprodukt). Der EMI orientiert sich stark am US-amerikanischen PMI (Purchasing Managers Index), der seit 1931 monatliche Daten zur Wirtschaftsentwicklung in den USA sammelt und auswertet.

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
 

Wie der Einkaufsmanagerindex Deutschland zeigt, haben Handelskonflikte, die ungelöste Brexit-Frage und die schwächelnde Automobilbranche der deutschen Industrie auch im Mai zugesetzt. Der EMI sank von 44,4 im April auf 44,3 Punkte und befand sich damit auf dem niedrigsten Stand seit 2012. IHS-Markit-Ökonom Phil Smith sieht aber auch positive Signale: „Es gibt erste Anzeichen, die auf eine Stabilisierung des verarbeitenden Gewerbes hindeuten. So fielen die Rückgänge bei Produktion und Auftragseingang beispielsweise zum zweiten Mal hintereinander weniger stark aus als zuvor.“ Auch Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des BME, sieht Lichtblicke: „Erfreulich für unsere Einkäufer ist zudem, dass die Beschaffungspreise im Mai dank rückläufiger Industrierohstoffpreise leicht gesunken sind.“.

Beim Einkaufsmanagerindex Eurozone ging es im Mai 2019 am deutlichsten im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich bergab. Der Konsumgüterbereich, der bereits seit fünf Jahren kontinuierlich expandiert, wuchs in der Eurozone hingegen erneut in moderatem Tempo.
 


Deutschland war im Mai in der Eurozonen-Industrie Schlusslicht: Mit den bereits erwähnten 44,3 Punkten war der Indexwert in Deutschland noch niedriger als in Österreich (47,8 Punkte). Dort ging es im Mai so zügig bergab wie zuletzt vor vier Jahren. Italien notierte bei 49,5 Punkten. Frankreich und Spanien vermeldeten jeweils ein Miniwachstum von 50,6 und 50,2 Punkten. Am stärksten expandierte die Industrie in Griechenland: Hier lag der Index im Mai mit 54,5 Punkten auf einem Drei-Monats-Hoch.

Sinkende Nachfrage und Stellenabbau
 

Laut IHS Markit war vor allem der achte Auftragsrückgang in Folge verantwortlich für die schlechten Werte in der Eurozone. Sowohl die Binnen- als auch die Exportnachfrage gingen zurück. Aufgrund des Auftragsmangels sank die Produktion in der Eurozone den vierten Monat in Folge. Daraus ergaben sich Überkapazitäten, sodass es zu einem geringfügigen Stellenabbau in der Eurozonen-Industrie kam. Vor allem betroffen: Deutschland, wo die Beschäftigungszahl zum dritten Mal hintereinander sank.

Kürzere Lieferzeiten durch Reduzierung der Einkaufsmenge
 

Laut IHS Markit verkürzten sich im Mai den dritten Monat in Folge die Lieferzeiten – so stark wie zuletzt Mitte 2009. Das hänge vor allem mit der sechsten Reduzierung der Einkaufsmenge in Folge zusammen. Unternehmen würden aktuell bevorzugt auf ihre Lagerbestände zurückgreifen. Damit fiel der Anstieg der Einkaufsmenge so schwach aus wie zuletzt im August 2016.

Fazit

Die Industrie der Eurozone bleibt auf Schrumpfkurs. Die Indexwerte für Mai 2019 machen deutlich, dass die Industrie noch immer in der tiefsten Krise seit 2013 steckt, auch wenn die Rückgänge bei Produktion und Auftragseingang zum zweiten Mal hintereinander weniger stark als zuvor ausfielen. Unternehmen kürzen die Ausgaben und bauen Stellen ab. Einkaufsmenge und Lagerbestände sinken. Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten. Die weltweiten Handelskonflikte, die ungelöste Brexit-Frage und andere geopolitische Unsicherheiten könnten die Industrie der Eurozone weiter destabilisieren.

Der Einkaufsmanagerindex für Deutschland und die Eurozone wird monatlich im PDF-Format per E-Mail verschickt. Das einjährige Abonnement kann im Shop des BME bestellt werden.