„Ein gutes Betriebsklima liegt uns sehr am Herzen. Nur wer mit Herz und Freude dabei ist, kann auch erfolgreich sein“, sagt Jana Kirstein, Personalleiterin und Gesellschafterin der Fahrzeugtechnik Miunske. Dazu gehören für den Lieferanten von Nutzfahrzeugelektronik nicht nur flexible Arbeitszeitmodelle, sondern es wird auch offensiv Elternteilzeit für Männer und Mitarbeiter in Führungspositionen beworben. Der Outdoor- Ausstatter Globetrotter versucht ebenso, immer wieder Lösungen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu finden. Es gibt Zeitkonten, und das Unternehmen führt mit Mitarbeitern vor und in der Elternzeit ein Gespräch, um den Wiedereinstieg zu erleichtern. Bei der Zahnen Technik GmbH aus der Eifel weiß man ebenfalls, dass die Work-Life-Balance stimmen muss, um motivierte Mitarbeiter zu haben. Flexible Arbeitszeitmodelle, offene Kommunikation und ein direkter Draht der rund 70 Mitarbeiter zur Geschäftsführung sind für das mittelständische Maschinen- und Elektrotechnik-Unternehmen der beste Weg, Berufs- und Privatleben miteinander zu verbinden. Vielen Firmeninhabern ist längst klar, dass sie nicht erst mit Beginn des Wiedereinstiegs nach der Elternzeit über das Thema Arbeitszeitmodelle reden müssen. Längst suchen begehrte Fachkräfte ihre potenziellen Arbeitgeber auch nach dem Kriterium Familienfreundlichkeit aus. Viele Unternehmen haben bereits reagiert und preisen in ihren Stellenannoncen Möglichkeiten an, flexibel zu arbeiten, den Nachwuchs im betriebseigenen Kindergarten versorgen zu lassen oder nach der Elternzeit im Homeoffice zu arbeiten. Wer Mitarbeiter an sein Unternehmen binden oder neue Fachkräfte gewinnen will, für den sind innovative Arbeitszeitmodelle unverzichtbar.

Fachkräfte langfristig binden

Der Bedarf ist groß: Nur etwa ein Drittel der berufstätigen Eltern ist laut Allensbach-Institut zufrieden mit seiner Arbeitszeit. 96 Prozent wünschen sich mehr Flexibilität. Das belegt auch die „Personalmarketingstudie“ des Bundesfamilienministeriums: Für 90 Prozent der Beschäftigten mit Kindern ist Familienfreundlichkeit bei der Arbeitgeberwahl ebenso wichtig oder sogar wichtiger als das Gehalt. Weitere positive Effekte flexibler Arbeitszeiten registriert Gerda Köster, zuständig für Work & Life Services beim Telekommunikationsanbieter Vodafone: „Angestellte, die familienbewusste Arbeitszeitmodelle nutzen, haben in aller Regel kürzere Ausfallzeiten und stehen unserem Unternehmen mit ihrem Know-how schnell wieder zur Verfügung. Wir erleben auch, dass diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders motiviert, engagiert und zielstrebig arbeiten.“ Auch Wolfgang Witte, Geschäftsführer des Softwareunternehmens Perbit, in dem rund 50 Mitarbeiter beschäftigt sind, sagt: „Wir sind überzeugt davon, dass nur ein Mitarbeiter, der den Kopf frei hat, sich voll für unsere gemeinsamen Ziele einsetzen kann.“ Bei Perbit fänden Mitarbeiter flexible Arbeitszeiten vor, könnten die Arbeit vom Homeoffice aus leisten, und Eltern mit Kindern bekämen einen Kinderbetreuungszuschuss, gab Witte in einer Umfrage des Stellenportals Jobware an.

Erfolg mit individuellen Zeitmodellen

Diese Umfrage ergab auch, dass hohe Investitionen in eine Kindertagesstätte oder ein Zuschuss für die Kinderbetreuung nicht unbedingt notwendig seien. Wichtiger sei es für Fach- und Führungskräfte, auf sie persönlich abgestimmte Vorschläge angeboten zu bekommen. Vodafone-Verantwortliche Köster: „Unsere Modelle sind auf die Situation des einzelnen Angestellten zugeschnitten, wir bieten keine pauschalen Lösungen an. Dies ist aufwendiger, aber erfolgreicher.“ Nur einfach wieder mit der Arbeit zu beginnen, reicht für eine gute Zusammenarbeit nach der Elternzeit nicht immer aus. Ohne darüber informiert zu sein, was sich im Unternehmen fachlich und persönlich tut, ist ein Wiedereinstieg oft schon nach wenigen Monaten mit Reibung und Motivationsverlusten verbunden. Je länger die Pause, desto schwieriger wird der Neuanfang. Dem kann beispielsweise mit Urlaubsvertretungen oder sporadischen Einsätzen, wenn jemand ausfällt, entgegengewirkt werden. Sie dienen nicht nur dem Kontakt, sondern auch dazu, Qualifikationen zu erhalten. Jana Kirstein hält die Firmentür stets auf. Eltern bekommen nicht nur einen Kindergartenzuschuss. Es gibt für die Angehörigen der 46 Mitarbeiter einen Tag der offenen Tür, und die Kinder dürfen für die Schule Projektarbeit im Unternehmen leisten.

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