Hamburgs Wirtschaft scheint auf dem richtigen Kurs zu sein. 2014 wurde ein Überschuss von 422 Millionen Euro erwirtschaftet. Wirtschaftssenator Frank Horch schätzt, dass die Wirtschaft in Hamburg in diesem Jahr um knapp zwei Prozent wächst – die Bundesregierung rechnet deutschlandweit nur mit 1,5 Prozent. „Ich will nicht gleich von prosperierenden Abläufen sprechen, aber ich glaube, wir können auch aufgrund der Aussagen von Handelskammer und Unternehmen von einer guten Erwartungshaltung ausgehen“, erklärt Horch.

Allerdings beklagt die Handelskammer gleichzeitig einen starken Fachkräftemangel, es fehlen 37000 Mittel- und Hochqualifizierte. „Die Lösung der Frage wird mit darüber entscheiden, ob unser Land und unsere Stadt wettbewerbsfähig bleiben“, warnt Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Um die Wirtschaftsdynamik zu stärken, will der Senat daher auch künftig mittelständische Betriebe unterstützen. Sie machen fast 80 Prozent der Wirtschaftsstruktur in Hamburg aus. Zahlreiche Institutionen helfen dabei, Gründungen anzugehen und Innovationen zu fördern, darunter die H.E.I. Hamburger Existenzgründungsinitiative, die HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und die Hamburgische Investitions- und Förderbank. Letztere unterstützt mit einem neuen Förderprogramm gezielt Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen, indem sie zinsgünstige Darlehen bis zu 500000 Euro bereitstellt. „Der Zugang zu Kapital spielt eine große Rolle, weil jede Innovation auch eine Finanzierung benötigt“, stellt Schmidt-Trenz fest. 

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Wir können von einer guten Erwartungshaltung ausgehen.

In Hamburg ist der Dienstleistungssektor der stärkste Wirtschaftszweig, dort arbeiten 87 Prozent der Erwerbstätigen in 91000 Firmen, darunter zahlreiche innovative Mittelständler. Zu ihnen zählt auch die 2010 gegründete Digitalagentur mindsmash, die den Trend des sozialen Netzwerkens in Unternehmen aufgegriffen und eine Business-Software entwickelt hat, die unsere Kommunikation trotz täglicher Mail- und Informationsflut wieder überschaubarer machen soll. Rund 76 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen aus den Sektoren Medizintechnik, Biotechnologie, Medizin und Pharmazie haben sich im Cluster Life Science Nord zusammengeschlossen. Zu den Mitgliedern gehört auch das Biotechunternehmen Altona Diagnostics, das Tests zum Nachweis von Infektionskrankheiten entwickelt und vertreibt. Die Firma produziert mit rund 100 Mitarbeitern unter anderem Testkits, mit denen Patientenproben schnell und unkompliziert auf den Ebola-Erreger untersucht werden können.

Ebenso international, darunter in Afrika und Asien, agiert der größte deutsche Biometrie-Hersteller Dermalog. Die Fingerabdruck-Technologie des inhabergeführten Betriebs wird unter anderem bei weltweit 60 Regierungsprojekten und in den deutschen Einwohnermeldeämtern eingesetzt.

Die Industrie bleibt auch 2015 ein wichtiger Motor der Hamburger Wirtschaft; jeder siebte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Stadt arbeitet in dieser Branche – das sind 120000 Menschen in 600 Unternehmen. Hierbei spielt die zivile Luftfahrt als weltweit drittgrößter Standort eine besondere Rolle: Neben den drei Branchengrößen Airbus, Lufthansa Technik und Flughafen Hamburg tragen mehr als 300 KMUs sowie technologisch-wissenschaftliche Institutionen zum Know-how bei. Daneben hat sich die Metropole an der Elbe zur nordeuropäischen Windenergie-Hauptstadt entwickelt. Von den mehr als 1500 Unternehmen sind rund 77 Prozent von kleiner und mittlerer Größe; viele von ihnen forschen zusammen mit den Hochschulen in Hamburg und der Metropolregion an der Energieversorgung von morgen.

Als Hafenstadt spielt die maritime Wirtschaft traditionell eine wichtige Rolle für die Metropolregion Hamburg. Rund 2000 Unternehmen sind in diesem Bereich tätig, gemeinsam erwirtschaften sie rund 25 Milliarden Euro im Jahr – zum Teil mit hochmodernen Entwicklungen. So hat sich das Unternehmen Becker Marine Systems zum Weltmarktführer für Hochleistungsruder und Energieeinsparsysteme entwickelt. Unter anderem fahren Öltanker, Passagierfähren und Luxusjachten mit den Produkten der Norddeutschen. Der Hafen selbst verbucht trotz harten Wettbewerbs wieder Erfolge: 2014 wurden hier mit knapp 146 Millionen Tonnen so viele Güter umgeschlagen wie noch nie. Der Frachtverkehr stößt jedoch schon jetzt an seine Grenzen, die Elbe lässt derzeit nur Tiefgänge von 13,5 Metern zu. „Nur wenn die Elbe auch für künftige Generationen von Riesenfrachtern schiffbar sein wird, können wir garantieren, dass Hamburg ein bedeutender Hafen bleibt. Die Elbvertiefung ist daher unverzichtbar“, so Senator Horch. Der Druck auf die Hamburger Wirtschaft ist groß, denn rund 500 zumeist mittelständische Unternehmen hängen am Hafen und zehn Prozent des Steueraufkommens der Stadt.

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