Herr Prof. Dr. Schmidt-Trenz, in diesem Jahr feiert die Handelskammer Hamburg ihr 350-jähriges Bestehen. Was kann eine so altehrwürdige Institution heute für die regionale Wirtschaft – besonders den Mittelstand – tun?

Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz: Das Bündeln von Interessen ist besonders für mittelständische Unternehmen wichtig, denn im Gegensatz zu großen Unternehmen können sie sich bei der politischen Entscheidungsfindung meist weniger gut Gehör verschaffen. Wir helfen den Unternehmen auch, indem wir bilden und beraten. So haben wir beispielsweise bei der Berufsausbildung vom Staat hoheitliche Aufgaben übernommen. Im Bereich der Beratung reicht unser Angebot von Themen wie Unternehmensgründung über Finanzierung, Umwelt, Rechts- und Steuerfragen bis hin zur Unternehmensnachfolge. Auch von diesen Beratungsangeboten profitieren gerade kleine und mittlere Unternehmen, die nicht für jedes Themengebiet einen Experten beschäftigen können.

Was benötigt eine Stadt oder eine Region, um Innovationen hervorzubringen?

Die Basis für Innovationen ist natürlich in erster Linie Wissen, und zwar nicht nur das auf Hochschulen vermittelte Wissen, sondern auch das unternehmerische Wissen um Abläufe im Betrieb oder Besonderheiten und Entwicklungen in der jeweiligen Branche. Bei technologischen Innovationen spielt die Forschung eine große Rolle, daher sind hier Gründerzentren, Technologie- parks und Forschungseinrichtungen besonders förderlich. Und natürlich spielt auch der Zugang zu Kapital eine große Rolle, weil jede Innovation auch eine Finanzierung benötigt. Mindestens genauso wichtig ist aber ein Klima, in dem Innovationen gedeihen können. Dafür müssen die Beteiligten Neuem offen gegenüberstehen, kreativ sein, aber auch den Mut zum Scheitern haben und die notwendige private und geschäftliche Unterstützung finden. 

Was kann eine Institution wie die Handelskammer dazu beitragen, um dieses innovationsfreundliche Klima zu schaffen?

Ein Ziel unserer Handelskammer ist es, Unternehmer zusammenzubringen – sowohl in unserem Börsengebäude in der Innenstadt als auch vor Ort in den Stadtteilen. Wir schaffen damit die Voraussetzung, dass Netzwerke entstehen. Und das nicht nur innerhalb einer Branche, sondern auch zwischen ganz verschiedenen Unternehmen. Das allein begünstigt schon die Entstehung von Innovationen, weil die Unternehmer voneinander lernen können und neue Ideen entstehen. Daneben stellen wir mit unseren Veranstaltungen, Beratungen und Analysen natürlich auch ein breit gefächertes Informationsangebot zur Verfügung. Innovativen Gründern helfen wir beispielsweise bei unseren Einstiegsberatungen oder Informationstagen.

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Die Basis für Innovationen ist Wissen.

Innovationen entstehen auch durch den Know-how-Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Wie fördern Sie diesen Austausch?

Besonders für technologieintensive Innovationen ist ein solcher Austausch förderlich. Wir bieten hier zum Beispiel die Veranstaltung „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ und in Kooperation mit den IHKs der Metropolregion auch die Veranstaltung „Forschung erforschen“ an. Nicht zuletzt haben wir gemeinsam mit der Stadt Hamburg die Innovations Kontakt Stelle (IKS) Hamburg ins Leben gerufen. Die IKS ist die erste Anlaufstelle für alle Kooperationsinteressierten aus Wirtschaft und Wissenschaft und hilft auch dabei, einen geeigneten Projektpartner zu finden und den Kooperationsprozess zu gestalten. 

Welche Impulse vonseiten der Politik wünschen Sie sich, damit die Hamburger Wirtschaft noch mehr Innovationen hervorbringt?

In den letzten Jahren hat sich die Politik in die richtige Richtung bewegt: Das Gründerzentrum am Forschungscampus Bahrenfeld und ein perspektivisch daraus entstehender Technologiepark ist ein erster Schritt. Allerdings darf es nicht bei diesem einen Park bleiben. Die in Betracht gezogenen Standorte in Bergedorf und Harburg müssen zügig angegangen werden. Gleiches gilt für die Umsetzung der Fraunhofer-Strategie. Es ist sehr zu begrüßen, dass Hamburg mittlerweile ein Fraunhofer-Standort geworden ist. Nun muss aber weiter daran gearbeitet werden, dass Hamburg auch sein erstes eigenständiges Fraunhofer-Institut bekommt.

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