Feinstäube sind wie Felsbrocken, wenn man sich im 0,01-My-Bereich bewegt. Ganz schön störend also – oder sogar gefährlich. Die Firma Reinraumtechnik Ulm konstruiert Anlagen für Räume, in denen Sterilität oberstes Gebot ist. Die Kunden kommen vor allem aus der Pharmaindustrie.

„Unsere Aufgabe ist es, Apparate zu entwickeln, die verhindern, dass Luft von außen nach innen eindringt und umgekehrt. Dafür stellen wir entsprechende Entlüftungstechnik her und überwachen sie mit Regelgeräten“, erklärt Geschäftsführer Dietmar Renz. „Man könnte auch sagen: Wir putzen Luft.“ 

Die Anlagen des baden-württembergischen Unternehmens sorgen aber nicht nur für saubere Luft, sondern auch für die Sicherheit der Mitarbeiter. Ein Beispiel: Bei der Herstellung von Schnupfenspray wird mit hoch konzentriertem Wirkstoff in reinster Form gearbeitet. Die Flüssigkeit, die sich am Ende in den kleinen Plastikflaschen befindet, besteht zum größten Teil aus einem Trägermaterial wie Wasser. Bekäme der Mitarbeiter den Wirkstoff bei der Verarbeitung unverdünnt in die Nase, sähe es schlecht für ihn aus. Die Anlagen müssen daher so konstruiert sein, dass Menschen damit Produkte verarbeiten können, die in ihrer Konzentration toxisch wirken können. 

Jede Anlage, die von der Reinraumtechnik Ulm hergestellt wird, ist ein Unikat und wird gemäß der speziellen Bedürfnisse des Auftraggebers gefertigt. Das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich: Von der Projektidee bis zur Realisierung können schon mal vier bis sechs Monate vergehen. 

Erfolgsfaktor Kreativität
 

Gerade für hoch spezialisierte Unternehmen, die keinen Massenmarkt bedienen, gehören Innovationen zur Überlebensstrategie. Um langfristig am Markt bestehen zu können, muss ein Unternehmen nicht nur neue Ideen generieren, sondern diese auch beständig in neue oder verbesserte Produkte oder Dienstleistungen umsetzen können. Studien haben gezeigt, dass die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine langfristig solide Unternehmensentwicklung ist. 

Auch für die Reinraumtechnik Ulm ist es daher oberstes Gebot, sich ständig neu zu erfinden. An Ideen mangelt es Dietmar Renz nicht, schließlich gibt es viele Produkte, die unter sterilen Bedingungen hergestellt werden müssen und auf keinen Fall verunreinigt sein dürfen. Wie zum Beispiel die sichere Produktion von Spritzen. Für die Chemotherapie bei Krebskranken werden sie mit Reintechnik zubereitet. Dabei wird die Injektionslösung von einem Mitarbeiter in einem Isolator in die sich dahinter befindende Spritze abgefüllt. So etwas kann in der Regel nur in Spezialkliniken hergestellt werden. Umso wichtiger, dass alles steril verpackt ist und die Spritze unbeschadet zu dem Arzt gelangt, der sie verabreichen soll. Auch zu früh geborene Babys benötigen im Krankenhaus einen besonderen Schutz. Den Frühchen fehlt es an Abwehrstoffen, da ihr Immunsystem noch nicht ausgebildet ist. Ihre Nahrung muss daher in einer sterilen Umgebung hergestellt worden sein. 

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Man könnte auch sagen: Wir putzen Luft.

Banken beraten und fördern
 

Auf die Förderung von Hightech-Unternehmen wie das von Dietmar Renz hat Baden- Württemberg seit 2012 sein besonderes Augenmerk gerichtet. So sind die Innovationsgutscheine, mit denen das Land bereits seit einigen Jahren Unternehmensvorhaben bezuschusst, auf dieses Feld ausgeweitet worden, zudem auf die Kultur- und Kreativwirtschaft. Und seit vergangenem September hat sich auch die Landeskreditbank Baden-Württemberg (L-Bank) der Innovationsfinanzierung verschrieben und vergibt über die Hausbanken Kredite an KMU, um speziell neue Produkte und Verfahren zu fördern. Axel Nawrath, Vorstandsvorsitzender der L-Bank sagt: „Baden-Württemberg verfügt über besonders forschungsstarke Unternehmen. Hierzu gehören viele kleine und mittlere Betriebe. Das neue Programm bietet einen zusätzlichen Hebel, um ihre Investitionen in zukunftsweisende Entwicklungen optimal zu unterstützen.“ 

Hier setzt auch die Innovationsberatung der baden-württembergischen Gesellschaft für Mittelstandsförderung (Gemifo) an. Deren Mitarbeiter begleiten ein Unternehmen während des gesamten Innovationsprozesses. Sie beraten nicht nur zu passenden Fördermitteln, sondern prüfen auch die Vorhaben und helfen mit fachlichem Know-how bei der Realisierung. 

Die Reintechnik Ulm, 2003 gegründet, ist inzwischen auf 28 Mitarbeiter angewachsen. Wegen der vielen Pharmaunternehmen in der Region konzentriert sich Geschäftsführer Renz inzwischen ausschließlich auf die Bedürfnisse dieser Industrie. Dabei kommt der 56-Jährige Verfahrenstechniker eigentlich aus dem Vertrieb der Elektrotechnik-Branche. Seiner Kreativität hat das bislang jedoch keinen Abbruch getan. „Die besten Ideen habe ich meistens am Wochenende beim Zeitunglesen“, verrät er. 

Sein neuester Einfall: Waagen für kleinste Mengen an Wirkstoffen könnten im Reinraum noch genauer funktionieren, wenn man sie von der restlichen Anlage isoliert. Um dem nachzugehen, brauchte er einen Kredit, denn erst mal war da nur die Idee. Gemeinsam mit seinem Berater bei der Sparkasse Ulm verglich Renz die landesweiten Förderprogramme. Der Berater wusste vom neuen Kreditprogramm der L-Bank. Ein Businessplan und die geforderten Wirtschaftlichkeitsberechnungen wurden eingereicht, und etwa zwei Monate später war der 200 000-Euro-Kredit bewilligt. „Ich weiß, die Industrie braucht eine solche Anlage, ich muss nur noch den Bedarf wecken“, ist sich Renz seiner Idee sicher. Dank der schnellen und unkomplizierten Unterstützung kann er sich nun voll und ganz darauf konzentrieren, sie umzusetzen.


In fünf Schritten zur Innovation
 

Die Gesellschaft für Mittelstandsforschung (Gemifo) aus Oberstenfeld bei Heilbronn steht Betrieben bei der Innovationsförderung zur Seite: Sie prüft Konzepte, hilft Marktstudien anzufertigen und die passenden Fördertöpfe zu finden. Dabei hat sich folgendes Schema bewährt. Step-by-step sollte man es abarbeiten, damit aus einer zündenden Idee ein marktfähiges Produkt wird. 

1. Ideenfindung
 

Wie innovativ muss eine Idee sein, um gefördert zu werden? Dafür gibt es Kriterien. Die Produkt- oder Verfahrensinnovation muss lediglich neu für das Unternehmen zu sein, es muss sich also nicht notwendigerweise um eine Marktneuheit handeln. Dennoch muss das Vorhaben mit einem hohen technischen Risiko behaftet und nur mithilfe von Fördermitteln durchführbar sein. Wichtig ist, keinesfalls vor der Beantragung von Fördermitteln mit der Umsetzung zu beginnen, denn dann sind die Voraussetzungen nicht mehr gegeben. 

2. Potenzialanalyse
 

Ist die geplante Innovation marktfähig? Dafür wird ein Stärken-Schwächen-Profil erstellt und eine Marktstudie angefertigt. Genau planen sollte man an dieser Stelle auch den Zeitbedarf für das Konzept. Es muss die folgenden Fragen beantworten können: Sind die vorhandenen Ressourcen ausreichend? Wie viel Arbeit und Geld müssen wir in das Projekt stecken? Wie finanzieren wir die Innovation? Gibt es weitere Fördermittel? Wie sind unsere Erfolgsaussichten? 

3. Realisierung Wie soll das Vorhaben durchgeführt werden?
 

Welche Technologiegeber eignen sich und mit welchen externen Wissensgebern kann ich zusammenarbeiten? Das Konzept sollte einen konkreten Zeit-, Kosten- und Arbeitsplan beinhalten. Eventuell können bereits zu diesem Zeitpunkt Kooperationen mit externen Technologiegebern, etwa Forschungseinrichtungen, angebahnt werden. Jetzt müssen auch öffentliche Förderprogramme beantragt werden. 

4. Durchführung
 

Auch die eigentliche Durchführung des Projekts wird vom Staat gefördert, wobei den verschiedenen Programmen unterschiedliche Förderungen zugrunde liegen. Bei Zuschussprogrammen wie beispielsweise „ZIM“ (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) werden Personalkosten sowie Materialkosten oder Ausgaben für Zertifizierungen und Weiterbildungen bezuschusst. Das Programm „Go-innovativ“ hingegen übernimmt 50 Prozent des Projektmanagements durch zertifizierte Beratungsunternehmen. 

5. Vermarktung
 

Läuft alles nach Plan, steht am Ende ein neues Produkt, eine innovative Dienstleistung oder ein neues Verfahren. Doch erst die richtige Vermarktung sorgt für unternehmerischen Erfolg. Erstellen Sie dafür ein Marketingkonzept, das die Preisgestaltung und Produktvermarktung unterstützt. Überlegen Sie, über welche Kanäle das Produkt vertrieben werden soll und welche Kommunikationsmaßnahmen begleitend eingesetzt werden. 

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