Roboter werden gesellschaftsfähig 

Wo Industrieroboter bereits eingesetzt werden, verrichten sie ihre Arbeit räumlich getrennt von menschlichen Mitarbeitern. Die Gefahr, die von den mechanischen und immer noch unsensiblen Kollegen ausgeht, ist meist zu groß. Doch moderne Sensorik erlaubt es Unternehmen, neue Wege zu gehen. Roboter wie YuMi können Menschen und ihre Bewegungen in der Umgebung registrieren. Sobald eine kleine Berührung stattfindet oder sich Mensch und Roboter gefährlich in die Quere kommen, schaltet sich die Maschine innerhalb von Millisekunden ab. 
 

Roboter und Menschen arbeiten Seite an Seite – bei VW schon bald Realität 

Bei VW sollen Roboter am Band schon bald mit Menschen zusammenarbeiten. Besonders anstrengende oder monotone Tätigkeiten führen zukünftig die maschinellen Kollegen aus. Neben den offensichtlichen Vorteilen gibt es auch noch einen kaum bedachten Vorteil so Personalchef Horst Neumann: „Der Glücksfall, dass die Babyboomer in Rente gehen, erlaubt es uns, ergonomisch ungünstige Arbeitsplätze abzubauen und zu automatisieren, ohne Mitarbeiter zu entlassen.“
 

 

Sind Roboter die perfekten Chefs? 

Doch nicht nur in der Produktion leisten die innovativen Mitarbeiter bereits gute Dienste. Der Versandriese Amazon und der Elektronikkonzern Hitachi setzen Roboter vor allem im Lager ein. Bei Hitachi fungieren sie darüber hinaus sogar als Chefs und geben Mitarbeitern Anweisungen. Das japanische Unternehmen plant, innerhalb von zwei bis drei Jahren alle eigenen Logistikzentren mit intelligenten Robo-Chefs aufzurüsten. Ihren menschlichen Pendants sind sie vor allem bei der Datenanalyse überlegen: Jeder Arbeitsschritt in der Lagerhalle wird vom Roboter erfasst und verarbeitet. Wenn also ein Mitarbeiter ein Problem besonders effizient löst, registriert sein „Chef“ dies sofort und nutzt diesen Lösungsweg für die Planung zukünftiger Aufgaben. Dadurch werden Prozesse optimiert und die Produktivität gesteigert.
 

Gesteigerte Produktivität und zufriedenere Mitarbeiter

Eine Studie des MIT bestätigt nicht nur die höhere Produktivität in Werken mit Robo-Chefs, auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist größer. Dies liegt daran, dass sie ihre Anweisungen nüchtern vorgetragen, analytisch fundiert und gerecht verteilt von einem Roboter erhalten. Die Beispiele von Amazon und Hitachi könnten Schule machen. Roboter erfassen nicht nur die Arbeitsabläufe einzelner Mitarbeiter. Sie können auch in kürzester Zeit Auslastung und Produktivität der gesamten Betriebsstätte registrieren und mit variablen, externen Faktoren verrechnen. Ihre Arbeitsanweisungen erteilen sie nicht auf Basis persönlicher Vorlieben oder spontaner Emotionen, sondern anhand sachlicher Fakten. Dank moderner Maschinen-Lern-Programme entwickeln sich die Roboter ständig weiter und tragen so automatisch zur Prozessverbesserung bei. 
 

Ersetzt künstliche Intelligenz die menschliche Arbeitskraft? 

Für Unternehmen liegen die Vorteile maschineller Mitarbeiter auf der Hand. Neben der Produktivitätssteigerung sprechen vor allem die hohen Kosten für menschliche Arbeitskräfte für mehr Roboter in der Arbeitswelt. VW-Personalchef Neumann rechnet vor: „Ein Arbeiter kostet rund 40 Euro pro Stunde, der Roboter nur drei bis sechs“. Warum dann nicht Roboter die ganze Arbeit erledigen lassen? Experimente mit vollautomatischen Fabriken gab es bereits – allerdings mit durchwachsenen Ergebnissen. Vor allem die hohen Instandhaltungskosten und viele Ausfallzeiten sprechen gegen die Vorstellung menschenleerer Produktionsstätten. Zudem fehlt Robotern eine wichtige Eigenschaft: der gesunde Menschenverstand. Wenn Probleme oder Störungen unerwartet auftreten, reagieren Menschen pragmatisch und zur Not auch unkonventionell. Eine Fabrik, die nur mit Robotern besetzt ist, wäre deshalb schon bei kleinen Störungen im Betriebsablauf sehr anfällig für Fehler. Wahrscheinlicher ist da eine Arbeitsteilung zwischen Mensch und Roboter.
 

Fazit 

Firmen wie Amazon oder Hitachi arbeiten daran, Roboter nicht nur in ihren Betriebsablauf zu integrieren, sondern die neumodischen Mitarbeiter auch anderen Unternehmen zu verkaufen. Für weite Teile der Wirtschaft, auch des Mittelstandes, eröffnet das neue Perspektiven. Intelligente Maschinen sind die nächste Evolutionsstufe im arbeitsteiligen Produktionsprozess. Anders als alle Maschinen vor ihnen sind sie in der Lage zu lernen – auch vom Menschen. Analyst Daryl Plummer sprach beim letzten Gartner-Symposium davon, dass künftig in vielen Berufen Wearables zum Alltag gehören werden. VW stellt zurzeit schon seine Berufsausbildung um, damit neue Lehrlinge von Anfang an Kompetenzen im Umgang mit Robotern erlernen. 

Prognosen, an welchen Stellen Roboter in der Arbeitswelt Menschen ersetzen könnten, wagen bisher wenige Experten. Und die Schätzungen, ob Arbeitsplätze vernichtet oder geschaffen werden, gehen auseinander. Plummer geht davon aus, dass bereits bis 2018 die meisten schnell wachsenden Unternehmen Arbeitsplätze abbauen werden und zunehmend Roboter andere Roboter managen. Dagegen schätzt Boston Consulting, dass durch derartige Neuerungen alleine in Deutschland in den kommenden zehn Jahren bis zu 390.000 neue Arbeitsplätze entstehen werden.

Eines steht jedenfalls fest: An Roboter in der Arbeitswelt, als Mitarbeiter, Chefs und Kollegen müssen wir uns gewöhnen.