Prüfen, wann der nächste Zug fährt, wo es die günstigste Autoversicherung gibt oder einfach, welcher Film am Abend im Kino läuft. Jeder sucht nach fast allem im Internet. Es gibt keine Frage, die sich dort nicht beantworten lässt. Und für viele ist nur existent, was sie dort finden. Im Umkehrschluss heißt das: Jedes Unternehmen wird so wahrgenommen, wie es sich im Netz präsentiert. Warum sollte sich jemand für ein Unternehmen über das Internet entscheiden? Ist er begeistert von den Produkten, dem Service oder von der räumlichen Nähe?

Mit seinem Webauftritt hat jedes Unternehmen die Möglichkeit, neue Kunden zu finden, vor allem aber, Kunden zu binden und zu begeistern. Das Internet bietet alles, um mit seinen Kunden zu kommunizieren. Sei es mit einem Unternehmensblog, in dem ein Austausch stattfinden kann, über Facebook-Seiten oder andere Online-Aktivitäten. Ziel ist es, das Social Media-Prinzip in den Unternehmensprozess zu integrieren. Die Zielgruppen zu vernetzen, Vertrauen zwischen allen Beteiligten aufzubauen und die Kunden so an die Marke zu binden. Social Media-Profis betten alle Aktivitäten in eine eigens entwickelte Strategie ein und führen ein Monitoring durch, welchen Erfolg die einzelnen Maßnahmen zeigen.

Man kann aber auch klein anfangen. Denn wer sich verzettelt, hat schon verloren: Ungepflegte Internetseiten oder unbeantwortete Anfragen führen sofort dazu, dass der potenzielle Kunde sich abwendet, die Konkurrenz ist einfach zu groß, um sich im Netz schlecht zu vermarkten. Das Dresdner Software- und Beratungshaus Communardo stand vor fünfzehn Jahren vor der Herausforderung, das neu auf Lösungen für Kommunikation und Zusammenarbeit ausgerichtete Unternehmen deutschlandweit bekannt zu machen. »Das konnte nur mithilfe der Mitarbeiter erreicht werden, da eine eigene Marketingabteilung im Unternehmen noch nicht existierte«, sagt Geschäftsführer Dirk Röhrborn. Als Alternative zum Direktmarketing des Vertriebs sollte dafür gesorgt werden, dass die Kunden Communardo finden. Da man sich von Haus aus mit modernen Kommunikationsformen beschäftigt, lag es nahe, einen Blog ins Leben zu rufen. Ein solches Online-Tagebuch lebt von den Gedanken des Autors zu einem bestimmten Thema. Wichtig ist, es kontinuierlich zu führen und Beiträge (Posts) zu verfassen. Die Leser haben die Möglichkeit zu kommentieren und Diskussionen anzustoßen. Inhalte werden geteilt oder verlinkt und verbreiten sich inzwischen so stark, dass die Blogs zu einem wirtschaftlich relevanten Faktor geworden sind. 
 

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Den Mitarbeitern genügend Freiheit lassen.

Keine Angst vor strittigen Themen
 

Mittlerweile betreibt Communardo vier Blogs. »Im Techblog erscheinen Berichte über neue Technologien, ausgewählte Produkte, besuchte Veranstaltungen, aber auch welche über technische Probleme oder deren Lösungen«, sagt Dirk Röhrborn. »Da sich alle Mitarbeiter am Bloggen beteiligen, können wir beinahe täglich von unserer Arbeit berichten.« Das war anfangs nicht so. Es gab nur einzelne Autoren. Inzwischen werden die Mitarbeiter unterstützt, wie sie suchmaschinenoptimierte Begriffe verwenden können oder ihre Beiträge mit anderen verlinken. Röhrborn sagt: »Es ist ganz wichtig, den Mitarbeitern stets ein Feedback zu den Texten zu geben und ihnen genügend Freiheiten zu lassen, um die Motivation für das Bloggen zu erhalten.« Mittlerweile herrscht ein Wettbewerb um die besten und meistgelesenen Beiträge. Mit einem Pokal wird der »Top Blogger of the Year« prämiert. Manche Beiträge würden schließlich mehrere tausend Mal gelesen, so der Communardo-Chef. Er empfiehlt, sich an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten und aktuelle, aber auch kontroverse Themen aufzugreifen.

Ein Social Media-Projekt ganz anderer Art ist die Internetplattform Startnext. Sie ist eigens ins Leben gerufen worden, um die Geschäftsidee des Crowdfunding zu realisieren. Startnext bietet Kreativen, Künstlern und Entwicklern die Möglichkeit, mittels Crowdfunding Filmprojekte, Musikevents oder Modeprojekte zu finanzieren. Ziel ist es, möglichst viele Unterstützer zu gewinnen, die das Projekt gemeinsam vorantreiben. Das bietet beiden Seiten Vorteile. Die Initiatoren profitieren davon, dass ihre Projekte vorfinanziert werden und sie nicht von Einzelnen abhängig sind. Den Geldgebern winken Gegenleistungen wie exklusive Premiereneintritte, Statistenrollen oder ein Besuch im Produktionsstudio. Wird das angepeilte Budget nicht erreicht, erhalten alle Unterstützer ihr Geld zurück. Das Ziel ist es aber, vielfältige Social Media-Kanäle aufzubauen, um die Plattform bekannter zu machen. Jeder Unterstützer soll möglichst sein eigenes soziales Netzwerk von Freunden und Bekannten auf die Plattform einladen.

Das Beispiel Startnext zeigt, wie man ein Unternehmen auf einer Webseite aufbaut. Das gilt für jede Firma: den Kunden teilhaben lassen, ihn über Trends und Neuigkeiten im Unternehmen oder der Branche zu informieren. Online ist nichts einfacher als das. Das gelingt, wenn der Kunde merkt, dass ein Unternehmen innovativ ist und sich weiterentwickelt. Gerade Videos können helfen, um sich noch besser zu vermarkten. Optimal ist eine Plattform, auf der sich die Kunden untereinander und mit dem Unternehmen austauschen können. Und das kann auf der Webseite, aber eben auch über andere Social Media-Kanäle geschehen.

Informationen in Echtzeit
 

Eine Antwort, wie der Erfolg von Social Media-Kampagnen analysiert werden kann, liefert die Firma Tyclipso. Das Team um Geschäftsführer Denis Bartelt hat neben anderem eine Software entwickelt, die alle Online-Aktivitäten beobachtet und analysiert. Der Vorteil eines solchen Monitorings liegt darin, dass die Unternehmen in Echtzeit relevante Informationen erhalten (siehe Grafik). Welche Inhalte am meisten verbreitet werden, wer Beiträge teilt und wie der Markt auf neue Produkte reagiert. Das Unternehmen kann das Wissen sofort nutzen und schnell reagieren. »Das schafft einen offenen Austausch mit dem Kunden. Und am Ende wird klar, welche Kampagne erfolgreich ist«, sagt Denis Bartelt. 

Dafür entwickelte das Dresdner Unternehmen die Webapplikation »Socialfire«. »Die Nutzer können damit Beiträge erstellen, die zu einem festgelegten Zeitpunkt erscheinen, und sie können wichtige Meinungsführer über mehrere Plattformen hinweg beobachten«, sagt Bartelt. Denn die Software bietet eine Übersicht über ausgewählte Kanäle und Inhalte. Dazu zählen beispielsweise Pinnwand-Einträge und Kommentare von Facebook-Seiten oder RSS-Feeds, das sind Nachrichtendienste für Abonnenten. »Die Nutzer müssen nicht jede Plattform einzeln besuchen und nach relevanten Beiträgen scannen«, erklärt der Tyclipso-Geschäftsführer.

Für die Kommunikation im Unternehmen wurde eine weitere Software entwickelt, die als Rahmen für jegliche interne und externe Kundenkommunikation dient. Projekt-Mitglieder stellen ihre Meinungsbeiträge in »Equify« ein, das nach Themen, Prioritäten und Schlagworten sortiert ist. Ebenso tragen sie ihre Termine und Aufgaben dort ein. So können auf einen Blick alle Aktivitäten beobachtet und analysiert und es kann schnell darauf reagiert werden. Bei Tyclipso möchte man die Prinzipien des Managements 3.0 vorleben, nach denen ein Team weitgehend selbstbestimmt und dynamisch arbeitet. »Ohne eine Software wie Equify wäre eine agile und transparente Arbeitsweise, wie unsere 25 Mitarbeiter sie leisten, nicht denkbar«, sagt Bartelt.