Vor- und Nachteile von Big Data

In der digitalen Welt verbergen sich zwar viele Vor-, aber auch einige Nachteile, die sich gerade durch öffentlich gewordene Datenmissbrauchsskandale deutlich herauskristallisieren. Die Cambridge-Analytica-Affäre, bei der durch eine britische Datenanalyse-Firma Zugriff auf die Daten von circa 50 Millionen Facebook-Nutzern bestand, zeigte im Frühjahr 2018, dass digitale Daten nicht immer sicher sind; auch und gerade nicht bei einem oftmals als Monopol bezeichneten Internetriesen wie Facebook.

Selbst im Smart-Home-Bereich sind die Vor- und Nachteile der Sammlung digitaler Daten auch für technische Laien schnell transparent. Privatpersonen wird hier ermöglicht, mit Robotern wie dem Echo Dot „Alexa“ zu kommunizieren. Mit einem simplen Befehl kann die Musik angestellt oder die Beleuchtung im Haus gedimmt werden. Allerdings bekommen dies die Köpfe hinter den Geräten theoretisch mit – über den Sprachcomputer werden mitunter sensible Daten transportiert. In der Theorie könnte über ein Gerät wie „Alexa“ eine Familie permanent abgehört werden. Ein Grund, warum manche Privatpersonen noch immer vor dem Einsatz solch moderner Medien zurückschrecken.
 

Studie zeigt Bewusstsein für Wichtigkeit digitaler Daten

Trotzdem sind digitale Daten unverkennbar ein wichtiger Teil des (wirtschaftlichen) Lebens geworden. Wie sieht es damit in den mittelständischen Unternehmen aus? Hierzu wurde im April 2018 eine Studie publiziert. Das Thema: Big Data und die Digitalisierung im Mittelstand. Das Meinungsforschungsinstitut Kantar TNS befragte im Auftrag der Commerzbank mehr als 2.000 Unternehmen in Deutschland, deren Jahresumsatz mindestens 2,5 Millionen Euro beträgt, hinsichtlich der Sammlung von digitalen Daten.

Zwei zentrale Ergebnisse stechen aus der Umfrage heraus:

  1. Die digitalen Informationen und Daten gewinnen nach Ansicht der befragten Unternehmen an Bedeutung hinzu. Für keine einzige der Firmen, die an der Studie teilnahmen, sind digitale Informationen generell unwichtig.
  2. Das Potenzial, welches die Sammlung großer Datenmengen bietet, bleibt von den Unternehmen trotzdem ungenutzt – oder es wird lediglich intern davon profitiert. Bei der Kundengewinnung oder Weiterentwicklung von Firmenstrategien spielen sie kaum eine Rolle. Das zeigt, dass die Prioritäten zwar erkannt, aber nicht gewinnbringend eingesetzt werden.
Quotation mark
Das Thema der digitalen Transformation muss an Priorität gewinnen und in die Firmenplanung einbezogen werden.


Umbruch klar zu erwarten

Mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen empfanden die zunehmende Digitalisierung und die Sammlung digitaler Daten als aktuell relevant. Ein Umbruch sei ihrer Ansicht nach bereits erfolgt oder stehe kurz bevor. Nur ein Prozent im großen Mittelstand beziehungsweise vier Prozent im gesamten Mittelstand zeigten sich eher unbeeindruckt und sprachen den digitalen Medien keine essentielle Bedeutung zu, die für einen Umbruch in der Branche sorgen könnte.

Deutlich wird, dass das Geschäft mit Daten stetig an Priorität hinzugewinnt: Mehr Daten von Kunden und Interessenten, das bedeutet mehr Einblick in die persönlichen Vorlieben und somit die Möglichkeit, gezieltes Marketing zu betreiben. Menschen werden berechenbarer, das Kaufverhalten kann präziser vorhergesagt und die Interessen herausgestellt werden. Ein unverkennbarer Vorteil für Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen verkaufen – und durch die Sammlung von Kundendaten gezielt manipulieren könnten. Das gilt auch für die Facebook-User, die durch den Mausklick auf spezielle Werbeanzeigen zum „durchsichtigen Menschen“ werden und es dem Konzern leicht machen, personalisierte Werbung zu schalten. Kein Wunder, dass mittelständische Unternehmen Datenriesen wie Facebook teilweise „beunruhigend“ viel Macht zusprechen. Zwei von drei der befragten Firmen in der Studie wiesen Facebook und anderen Technikriesen eine Monopolstellung zu.
 

Handeln bleibt aus – oder erfolgt nur intern

Die Chance, Daten im eigenen Unternehmen zu sammeln und zu nutzen, wird im Mittelstand aber nur mäßig genutzt. Nur jedes achte mittelständische Unternehmen sichert Daten, welche die Kundenzufriedenheit und das Einkaufsverhalten der Kunden beinhalten. Zwar wissen die Firmen um die Wichtigkeit digitaler Daten, haben aber zu wenig geeignetes Personal oder andere Ressourcen, um sie für das eigene Marketing zu verwenden.

Wenn ein Unternehmen zu denjenigen gehört, die Daten sammeln, helfen ihm diese in den meisten Fällen bei der Verbesserung interner Prozesse. Das gilt für über die Hälfte der Unternehmen, die in der Studie befragt wurden. Sie gaben an, dass sie durch die Sammlung digitaler Daten vorausschauender planen und Ressourcen besser ausschöpfen können. Natürlich sind schlanke, optimierte und gut aufeinander abgestimmte Prozesse ein zentrales Erfolgskriterium, doch sichern sie nicht unbedingt den künftigen Platz am Markt. Neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, wäre mit der Sammlung digitaler Daten möglich – und in Anbetracht der stetig wachsenden Konkurrenz, auch aus Übersee, sehr wichtig. Laut der Studie schöpfen aber nur rund 33 Prozent der Unternehmen dieses Potenzial aus.

Die Gründe dafür sind vielseitig. 40 Prozent der befragten Unternehmen beklagten, dass geeignetes, geschultes Personal fehle. Beispielsweise gäbe es keine externen Spezialisten, die zur Datensammlung, -auswertung und -nutzung qualifiziert sind; auch trügen nicht alle Führungskräfte in der Firma den Wandel mit. Weiterhin sprachen viele Unternehmen intern der Datensammlung nur eine geringe Priorität zu oder behandelten das Thema mehr „nebenbei“. Dadurch könne keine klare Struktur, kein Plan zur Datennutzung entwickelt werden.
 

Smart Data User zeigen die mögliche Zukunft

Es gibt aber auch Unternehmen, die von Big Data durchaus profitieren. Die schnelle, intelligente Sammlung von Daten wird durch sogenannte „Smart Data User“ vorgenommen. Dabei handelt es sich um Firmen, die schon jetzt die Daten so einsetzen, dass sie große Potenziale zur Verbesserung mit sich bringen. Die Smart Data User zeigen auf, wie die Veränderung von mittelständischen Unternehmen aussehen könnte. So nutzen 70 Prozent der Smart Data User im Groß- und Einzelhandel die gesammelten Daten dafür, mehr Wissen über die Kunden und ihr Konsumverhalten zu erlangen. Im verarbeitenden Gewerbe wurden die Daten zu 61 Prozent bei digital vernetzten Maschinen eingesetzt. Und 21 Prozent der Smart Data User im Dienstleistungssektor gaben an, dass digitale und autonome Prozesse bereits menschliche Arbeit ersetzten.

Mittelständische Unternehmen, die gesammelte Daten (noch) nicht gewinnbringend nutzen, sollten sich Projekten im Bereich der Digitalisierung zuwenden. Das Thema der digitalen Transformation muss an Priorität gewinnen und in die Firmenplanung einbezogen werden. Dabei kann es auch helfen, mit langjährigen Partnern oder Zulieferern eng zu kooperieren und beispielsweise digitale, moderne Netzwerke zu schaffen.