Eine aktuelle Studie (Hagebau Report) kann erstaunliche Zahlen ins Feld führen: 14,7 Milliarden Umsatz sollen mobile Generalisten im Jahre 2014 erwirtschaftet haben – Tendenz steigend. Rund eine Million Handwerksbetriebe gibt es in Deutschland, mehr als die Hälfte davon entfällt auf die Baubranche. Rund 120.000 dieser Betriebe treten mittlerweile als mobile Handwerksbetriebe auf. 

Die wichtigsten Fakten über mobile Generalisten
 

Was hat die Entwicklung mobiler Gewerke beflügelt?
 

Im Jahre 2004 wurde die Handwerksordnung umfassend novelliert. Viele Handwerksberufe wurden damals von der Meisterpflicht befreit und können seitdem sogar ohne Besitz eines Gesellenbriefs ausgeübt werden. Für den Baubereich sind es Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Betonstein- und Terrazzohersteller, Estrichleger, Parkettleger und Raumausstatter, die auf der Basis reiner Kundenzufriedenheit und Weiterempfehlung ihre Dienste anbieten können. Allerdings ist die Novelle der Handwerksordnung allein nicht der Grund, dass werkstattlose Handwerker seitdem kontinuierlich an Marktanteilen hinzugewannen. Auch die EU-Osterweiterung wird zu den Gründen gezählt, weshalb sich dieser Trend in solch überraschend großen Dimensionen etablieren konnte.

Aber nicht nur ungelernte und angelernte Kräfte repräsentieren den Trend zur Werkstattlosigkeit. 

Geschäftsmodell auch für Meisterbetriebe interessant
 

Die Idee, Ballast abzuwerfen, auf eine eigene Werkstatt zu verzichten und nur noch per Mobilnummer erreichbar zu sein, wird auch von immer mehr Meistern und Gesellen als Option betrachtet, sich wirtschaftlich erfolgreich im Markt durchzusetzen. Bei mobilen Generalisten handelt sich auch keineswegs um „Einzelkämpfer“, sondern um kleine Betriebe, die mit eigenen Mitarbeitern agieren – diese aber eben nicht über einen zusätzlichen Bürobetrieb verwalten. Das Geschäftsmodell der Generalisten basiert neben der Mobilität auch auf Flexibilität. Denn die Leistungen, die diese Kleinunternehmen ihren Kunden anbieten, basieren nicht auf einer einzigen handwerklichen Fachrichtung, sondern orientieren sich auf clevere Weise am konkreten Bedarf der Auftraggeber bei Sanierungs-, Renovierungs- und Ausbaumaßnahmen. Dazu wird das mobile Team so aufgestellt, dass unterschiedliche fachliche Kompetenzen zur Verfügung stehen. Anders als traditionelle, kleinere Meisterbetriebe stellen mobile Generalisten auch Mitarbeiter unterschiedlicher Gewerke ein. Diese Möglichkeit steht natürlich auch Meisterbetrieben offen. Und diese sind mittlerweile auch zahlreich unter den mobilen Generalisten vertreten – Tendenz ebenfalls steigend. 

Existenzgründungen werden unkomplizierter
 

Anfänglich durfte man die Entwicklung, dass auch Generalisten ohne Meister- und Gesellenbrief im hart umkämpften Sanierungs- und Renovierungsgeschäft mitmischen durften, mit einiger Skepsis betrachten. Es dürften sich auch nicht alle Teilnehmer dieses Marktes über die Lockerung traditioneller Regeln gefreut haben. Die Neufassung der Handwerksordnung sollte es aber Existenzgründern leichter machen, im Markt Fuß zu fassen, und überhaupt zu Existenzgründungen ermuntern. Anfänglich verschwanden viele neu gegründete Betriebe wieder vom Markt. Der Trend zur werkstattlosen Existenz ergab sich erst in den Folgejahren – zunächst wohl oft auch einfach aus der Notwendigkeit heraus, auf kostspielige Strukturen gänzlich zu verzichten. Später fanden auch immer mehr Meister und Gesellen über dieses Modell eine Existenzgrundlage. 

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Warum der Trend zu begrüßen ist
 

Das weitere prognostizierte Wachstum dieses mobilen Geschäftsmodells hat auch Auswirkungen auf den Bau-Fachhandel. Denn es findet nicht zwangsläufig eine Umschichtung von Do-it-Yourselfern hin zu den mobilen Generalisten statt. Vielmehr dürfte es so sein, dass diese mobilen Käufer von Baumaterialien und Baubedarf zusätzliche Umsätze generieren. Denn viele Sanierungs- oder Renovierungsvorhaben würden ohne die günstigen Angebote der mobilen Firmen gegebenenfalls gar nicht realisiert – also auch nicht in Eigenregie durch Heimwerker. Das Geschäftsmodell steht daher nicht zwangsläufig in einem Verdrängungswettbewerb zu traditionellen Firmen. Vielmehr sorgt das Weiterempfehlungsmodell, nach dem mobile Generalisten sich volle Auftragsbücher sichern, Kundenkreise, die sonst vielleicht gar nicht auf die Idee kämen, die Beauftragung von Renovierungs- und Sanierungsarbeiten in Erwägung zu ziehen.

Zu den Kernaspekten dieses Geschäftsmodells, werkstattlos zu bleiben, gehört es auch, keine eigenen Investitionen in Geräte und Maschinen zu tätigen, sondern sie bei Bedarf nur projektweise zu nutzen. Inwieweit sich dieser Trend dann auch auf die Umsätze der Hersteller von Baumaschinen auswirkt, bleibt abzuwarten. Vermieter von Baugeräten und -maschinen dürften vom Trend zur Werkstattlosigkeit jedenfalls deutlich profitieren. 

Fazit: Die Entwicklung zur mehr Flexibilität ist nicht aufzuhalten

 Die Möglichkeit, eine Existenz zu gründen, sich Aufträge zu sichern und dabei auf laufende Kosten für Pacht, Miete und Betriebsmittel zu verzichten, kann generell als attraktive Chance für alle Handwerker gewertet werden, die ohnehin fast ausschließlich draußen am Objekt tätig sind. Es muss ja nicht dauerhaft bei diesen mobilen Strukturen bleiben.