Herr Findling, Produktqualität und Kundenzufriedenheit sind in vielen Firmen zentrale Unternehmensziele. Welche Rolle spielt bei Findling Wälzlager das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit?

Umweltschutz heißt für uns in erster Linie, effizient unsere Leistungen zu erbringen. Das ist selbstverständlich auch ein ökonomisches Ziel. Wenn durch Einmalinvestitionen dauerhaft eine bessere Ökobilanz erreicht werden kann, dann ist das erstrebenswert – und nachhaltig sowieso. 

Sie haben soeben erst erfolgreich die Zertifizierung nach der neuen Qualitätsmanagement- und Umweltmanagementnorm DIN EN ISO 9001:2015 bzw. DIN EN ISO 14001:2015 abgeschlossen – und das als eines der ersten Unternehmen der Wälzlagerbranche überhaupt. Wie wichtig ist Ihnen diese Auszeichnung?

Es ist deshalb sehr wichtig, weil wir von den Auditoren ein durchweg positives Feedback erhalten haben. Unsere Strategie bei der Umsetzung der neuen Anforderungen wurde bestätigt. So ist das Thema Risiko und Chancenbewertung gerade im Zusammenhang mit unseren Qualitäts- und Umweltzielen gelobt worden. Unser grundsätzliches Vorgehen ist also richtig und gut – das freut uns besonders, weil wir in diesem Bereich viel Arbeit investiert haben. 

Apropos viel Arbeit: Seit wann hat sich Ihr Unternehmen den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben? Gab es einen bestimmten Auslöser?

Ich bin mit der Auseinandersetzung um Themen wie Atomkraft, Baumsterben, Grüner Punkt, Abwasserabgabe und Energieverbrauch aufgewachsen. Ich zähle mich mit 46 Jahren schon zu einer der frühen „grünen Generationen“. Ich denke, das ist im Wesentlichen Erziehungssache.

Wenn man Unternehmer ist, dann hat man natürlich auch viele Möglichkeiten, ökologisch zu handeln. Das fängt mit Ordnung und Sauberkeit an, was sich dann unmittelbar auch in der Abfalltrennung und dem Recycling von Verpackungsmaterial bemerkbar macht. Die Stadt Karlsruhe hat schon früh mit der Fernwärmeversorgung begonnen, sodass wir auf die modernste und effizienteste Energieversorgung setzen konnten. Eine aktuelle Herausforderung besteht darin, eine effiziente Kühlleistung zu erreichen. Bislang haben wir mit Kältekompressoren gearbeitet, was viel Strombedarf erforderte. Im nächsten Jahr soll das schon anders laufen. 

Nämlich wie?

Wir planen eine Investition von 80.000 Euro in ein Wasser-Wasser-Wärmepumpenprojekt, das uns sowohl eine Wärmeversorgung im Winter als auch eine passive Kühlung im Sommer ermöglichen soll.  

Wer in Ihrem Unternehmen ist für das Umweltmanagement zuständig – gibt es dafür eine eigene Abteilung?

Nein, die Definition und die Umsetzung der Umweltziele ist Chefsache. Ich lasse mich aber durch einen externen Umweltbeauftragten beraten. So kommen viele Ideen für effiziente Umsetzungsmaßnahmen auch von außen.

Auf den Dachflächen Ihrer Lagerhallen befindet sich seit 2010 eine riesige Solaranlage. Welche Auswirkungen hat der Einsatz von Fotovoltaik in Ihrer Firma aber auch Ihrer Region?

Zunächst hat uns das eine positive Ökobilanz eingebracht. Damals war das die größte privat betriebene Solaranlage – das könnte heute noch immer so sein, aber ich habe inzwischen auf drei weiteren Gewerbeobjekten Solaranlagen gebaut. Die Dachflächen waren ja schon da. Und: Die Solaranlage spendet uns im Sommer zusätzlichen Schatten und senkt damit auch die Temperatur unserer Lagerhalle – zwei Fliegen mit einer Klappe! Natürlich bringt uns die Solaranlage dank der Förderung auch ein positives Mehreinkommen. Aber viel entscheidender war für uns der Ausblick in die nicht so ferne Zukunft: Wenn die E-Mobilität Einzug in unser Alltagsleben hält, muss auch dieser Strom irgendwo herkommen. Warum sollte das im sonnigsten Teil Deutschlands nicht über die Fotovoltaik geschehen? 

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Stimmt es, dass Ihre Mitarbeiter – speziell die Pendler – künftig auch von der Solaranlage profitieren könnten?

Ja, wir arbeiten an einem Konzept, den Berufspendlerverkehr durch E-Mobility umweltfreundlicher zu gestalten. Das macht den größten Teil der Fahrkilometer unserer Mitarbeiter aus und das wird auch weiterhin so bleiben. Es zieht auch immer mehr Menschen in die städtischen Randzonen. Unsere Solaranlage soll die E-Fahrzeuge tagsüber aufladen. Uns stehen aber noch etliche Hürden gerade in der Steuergesetzgebung im Weg, zudem muss eine Fahrzeugflotte für längere Strecken am Wochenende oder im Urlaub organisiert werden. 

Mal abgesehen von der Solaranlage: Welche anderen Maßnahmen haben Sie ergriffen, um Ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten?

Da gibt es so einige. Wir haben beispielsweise den Wasserverbrauch gesenkt, energieeffiziente Heizungspumpen installiert und Türen mit absenkbarer Bodendichtung eingebaut. Verpackungsmaterial verwenden wir mehrmals, zudem nutzen wir Luftpolster als Füllmaterial – wofür es bei unseren schweren Produkten gar keine so einfache Lösung gab. Was mich darüber hinaus seit jeher beschäftigt hat: Unsere Kunden erwarten eine „frei Haus“-Lieferung. Ich vertrete jedoch die Meinung, dass dieses Angebot auch zu einem unökologischen Beschaffungsverhalten führen kann. Daher übernehmen wir bereits seit geraumer Zeit die Koordinierung und Zusammenfassung der Einzelbestellungen zu sinnvollen Lieferwerten – damit die Lkws rationeller über die Straßen fahren. Wir haben zudem eine Wärmebildkamera angeschafft, um die Außenhülle der Gebäude zu kontrollieren, aber auch um die Solaranlage bezüglich Auffälligkeiten zu überprüfen.

Hat sich die Investition ausgezahlt?

Definitiv. Bei einer dieser Kontrollen haben wir dieses Jahr ein Leck in der Fernwärmezuleitung auf einem städtischen Grundstück entdeckt. Das allein hat die Anschaffung bereits gerechtfertigt. Außerdem verwenden wir intern nur noch 60-g-Papier – da mussten wir unseren Zulieferer erst einmal überzeugen, dass der Preis pro dünnerem Blatt dann auch günstiger sein muss! Nicht zuletzt haben wir die Durchschlagsätze bei Lieferscheinen und Rechnungen abgeschafft und drucken standardmäßig nur noch eine Rechnung ohne Kopie. Die elektronische Rechnung konnten wir leider noch nicht einführen – das liegt aber auch an der mangelnden Akzeptanz der Kunden. 

Gibt es noch Punkte, die auf Ihrer Umweltagenda fehlen, oder ist das Potenzial irgendwann auch einmal erschöpft?

Die Liste der Umweltziele entwickelt sich gerade entgegengesetzt. Jedes Jahr wird sie länger, da man mit der Routine auch immer einfallsreicher wird. 

Sie beziehen Ihre Wälzlager weltweit aus zehn Ländern und beliefern Unternehmen in ganz Europa. Lassen sich lange Transportwege überhaupt mit Klimaschutzzielen vereinbaren?

Das ist einer der Gründe, warum wir unser Tempo bei den Umweltzielen hier in Deutschland stetig beschleunigen. Wir haben nur begrenzt Einfluss auf unsere Lieferanten. Aber bei der Auditierung unserer Lieferanten haben wir klare Umweltstandards, die eingehalten werden müssen. Die langen Transportwege über See sind kein Thema – da ist der Landtransport von und zum Hafen schon kritischer. Ein Lösungsansatz sind sogenannte konsolidierte Sammellieferungen. Das bedeutet, dass wir die Lieferungen der Hersteller aus den Ballungszentren zusammenführen und diese in einem Vollcontainer verschicken. Effizienter geht es derzeit nicht. Und mal ehrlich: Welche andere Komponente als das Kugellager trägt so viel zur Reibungsminimierung bei? Unsere Produkte sind und bleiben die Helden der Energieeffizienz!
 

Herr Findling, vielen Dank für das Gespräch!