Herr Baur, wie unterstützen Sie Unternehmen dabei, Ihre Verpackungsprozesse zu optimieren?

Thomas A. Baur: Das hängt davon ab, wo das Unternehmen steht und welche Probleme es hat. Unsere Kunden wollen unterschiedliche Prozesse im Bereich Verpackung, Versand und Logistik optimieren. Generell haben wir immer die gesamte Wertschöpfungskette im Blick. Wir fokussieren uns nicht einseitig auf das Produkt, sondern evaluieren das gesamte Supply Chain Management (SCM). Das heißt, wir betrachten die Wertschöpfungskette bis hin zum Verkauf, um die richtige Lösung zu entwickeln. 

Können Sie uns Beispiele schildern?

Viele unserer Kunden beliefern Industrie-Unternehmen mit Bauteilen. Diese sollen am Förderband direkt einsatzfähig sein. Für solche Fälle entwickeln und liefern wir Verpackungen mit Öffnungen für die Direktentnahme. Ein sicherer und platzsparender Transport sind dabei natürlich immer vorausgesetzt.

In einem anderen Beispiel kann es sein, dass ein Kunde zu viel oder ungeeignete Stretchfolie für die Ladungssicherung verwendet. Hier können wir mit speziellen Messsystemen den nötigen Bedarf und das beste Material feststellen. Auf diese Weise senken sich die Kosten, wobei sich die Sicherheit gleichzeitig erhöht. 

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In welchen Bereichen unterstützen Sie Ihre Mitglieder?

Wir unterstützen unsere Mitglieder in verschiedenen Unternehmensbereichen. Dazu gehören:

  • Produkt-/Warenmanagement
  • Einkauf
  • Datenmanagement
  • Vertrieb und Marketing
  • Betriebsführung
  • Personalmanagement

Besonders wichtig sind auch der Informations- und Wissenstransfer aus der Zentrale in die einzelnen Häuser sowie der bilaterale Wissenstransfer zwischen den Mitgliedshäusern. 

Wie stellen Sie Informationen für Ihre Mitglieder bereit? Gibt es dafür ein Internetportal?

Grundsätzlich nutzen wir verschiedene Instrumente und Kanäle für den Wissenstransfer. Die von Ihnen angesprochene Portallösung im Intranet ist hierbei für eine effiziente Kommunikation sehr wichtig. Darüber hinaus legen alle Beteiligten großen Wert auf die persönliche Kommunikation im Rahmen von Treffen und Telefonkonferenzen. Sie dienen dem regelmäßigen Austausch zur permanenten Leistungsverbesserung, zum Beispiel über Best Practice Modelle. 

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Wir betrachten die Wertschöpfungskette bis hin zum Verkauf, um die richtige Lösung zu entwickeln.

Welche Synergien haben sich durch den Zusammenschluss ergeben?

Zu den wichtigsten Synergien für unsere Mitglieder, ihre Kunden und die Gruppe zählen:

  • Einkaufs-/Warenbereich: Es besteht Zugang zu internationalen Lieferanten mit sehr guten Konditionen.
  • Lagerhaltung: Ein Zentrallager und die Verknüpfung der einzelnen Händlerlager ermöglichen allen Beteiligten, Kunden jederzeit aus einem breiten und tiefen Sortiment schnell und zu guten Preisen zu beliefern.
  • Vertrieb: Durch Verbundvorteile kann das einzelne Mitglied seine Performance beim Kunden optimieren. Durch Zusammenarbeit einzelner Häuser im Vertrieb können Kunden mit mehreren (europäischen) Standorten qualifiziert bedient werden.
  • Informations- und Wissenstransfer: Durch einen gezielt organisierten Austausch sind die Mitglieder immer bestens informiert.
  • Personalbereich: Durch Personalaustausch und gemeinsames Personalmarketing entstehen wichtige Impulse für hoch qualifizierte Mitarbeiter/innen.
  • Kommunikation: Wichtige Messeauftritte (zum Beispiel FachPack, Logimat) werden durch den Zusammenschluss möglich.

Gibt es speziell im Bereich Einkauf Besonderheiten in der Verpackungsbranche?

Der Einkauf in der Branche ist zunehmend international ausgerichtet und stark an die Rohstoffmärkte gebunden. Dazu nimmt die Bedeutung von Technik und Digitalisierung immer weiter zu. Damit meine ich auch die Produkte, die eingekauft werden. So müssen Lieferanten zum Beispiel in der Automobilindustrie heute Etiketten liefern, die das transportierte Bauteil identifizier- und nachverfolgbar machen. Das Internet der Dinge wird dahingehend noch einiges verändern. Weil der Verpackungsgroßhandel zunehmend auch zum Prozessgestalter wird, erhöhen sich hier die Anforderungen auch für den Einkauf.

Speziell für die Verpackungsbranche gibt es viele unterschiedliche Produkte und Anforderungen. So findet sich neben dem international ausgerichteten Einkauf ebenso ein stark regional agierender, zum Beispiel bei Wellpappe. Hier ist der Einkauf im Grund immer an einen Radius von rund 100 km gebunden, da es ökonomisch keinen Sinn macht, dieses sehr volumenintensive Produkt über weite Strecken zu transportieren. 
 

Haben Sie bestimmte Guidelines für die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz? Gibt es in der Verpackungsbranche spezielle dafür Zertifikate oder ähnliches?

Wir sondieren den Markt kontinuierlich nach nachhaltigen Lösungen für das eigene Programm und wir unterstützen und ermutigen unsere Lieferanten dazu, nachhaltige Lösungen anzubieten. Darüber hinaus sind wir bestrebt, die für die unterschiedlichen Materialien möglichen Zertifizierungen – zum Beispiel PEFC, FSC, Zertifizierung von „kompostierbaren“ Kunststoffen geschaffen nach DIN EN 13432 – einzusetzen und anzubieten.

Insgesamt verfolgen wir das Ziel eines möglichst reduzierten Materialeinsatzes. Dies ist nach unserer Ansicht eine wichtige ökologische Stellschraube. So setzen wir zum Beispiel für Stretchfolien das oben bereits erwähnte Messsystem ein, mit dem Ziel, dass wir dem Kunden bei weniger Materialeinsatz gleiche oder bessere Leistungen anbieten können. Wenn wir weniger Ressourcen verbrauchen, mit weniger Material auskommen und am Ende weniger Abfall in das Recycling muss, ist das nicht nur eine Win-win-Situation für alle Beteiligten der Supply Chain, sondern auch für die Umwelt. 

Herr Baur, wir bedanken uns für den Einblick in den Verpackungsgroßhandel und Ihre Zeit.