In einer Filiale der Wäscherei-Kette Edelweiß gerät ein Trockner in Brand. Dem Feuer fallen Einrichtungsgegenstände im Wert von 10.000 Euro sowie der 3.000 Euro teure Trockner selbst zum Opfer. Darüber hinaus werden Kleidungsstücke von Kunden im Wert von rund 2.000 Euro beschädigt. Dank einer Betriebsinhaltsversicherung, die Schäden an Räucher- und Trocknungsanlagen erstattet, bekommt der Inhaber jedoch alle Kosten ersetzt. Brände, kaputte Produkte oder auch Cyberschäden, also Datenverluste beispielsweise durch Trojaner, können die Existenz eines Unternehmens gefährden. Doch was in privaten Haushalten gang und gäbe ist, sucht man in den Firmen oft vergeblich. Eine Studie des Spezialversicherers Hiscox zeigt: Nur knapp die Hälfte der Dienstleistungsunternehmen besitzt eine Sachversicherung. Kaum mehr sind im Besitz einer Betriebshaftpflicht. In der Regel bezieht sich der Schutz auf Schäden, die durch Feuer oder Blitzschlag, Sturm und Hagel entstehen. Im Weiteren gehören Wasserschäden dazu sowie die Folgen von Einbrüchen. Der Schutz umfasst alle Einrichtungen, Maschinen, Werkzeuge, Vorräte und Bürounterlagen. Muss nach einem Schaden Schutt beseitigt oder Erdreich entsorgt werden, kommt beispielsweise die Signal Iduna auch für diese Aufwendungen auf. Die Versicherungssumme ermittelt sie, wie andere Anbieter auch, nicht pauschal. Sie wird im Gespräch mit dem Kunden individuell festgelegt.
 

Passende Versicherungssumme finden

Die Inhaltsversicherung ist sozusagen die Hausratversicherung für den Selbstständigen. Wichtig ist, welche Versicherungssumme bei Vertragsabschluss ermittelt wurde. Doch wie viel ist die Betriebseinrichtung im Zweifel wert? Die Gothaer beispielsweise versichert Einrichtung, Waren und Vorräte grundsätzlich zum Neuwert. Bei den Verträgen passt sich die Summe dabei an die allgemeine Preisentwicklung an. Entsteht ein gravierender Schaden, ersetzt sie die Kosten fürs Feuerlöschen, Aufräumen oder für die Wiederherstellung von Akten und Plänen noch einmal bis zur Versicherungssumme oder bis zu maximal 250.000 Euro. Beim Anbieter HDI wird die Versicherungssumme ebenfalls nach dem Neuwert der Betriebseinrichtung, Waren und Vorräte ermittelt. Ein Tipp des traditionellen Firmen- Versicherers: Regelmäßig überprüfen, ob die Höhe der Summe noch mit dem tatsächlichen Neuwert der verschiedenen Gegenstände übereinstimmt. Dies gilt insbesondere für Neuinvestitionen, denn sonst droht Unterversicherung (siehe Kasten). Dennoch sollte man in den Bedingungen immer darauf achten, dass der Zeitwert eine bestimmte Grenze nicht unterschreitet. Anbieter VHV wirbt beispielsweise damit, grundsätzlich den Neuwert zu ersetzen, selbst wenn der Zeitwert unter 50 Prozent oder noch niedriger liegt. Kommt es zum Schaden, sollte man allerdings sichergehen können, dass die Versicherung auch klaglos zahlt. Um Haftungsbeschränkungen zu vermeiden, lässt sich fahrlässiges Verhalten im Vertrag gleich mit absichern. Grundsätzlich gilt: Ein Bürobetrieb kann sich günstiger versichern als ein Versandhandel, der über Warenlager mit teuren Beständen verfügt. Für ein Friseurgeschäft mit einer Versicherungssumme von 100.000 Euro ohne Selbstbeteiligung ist die Police bei der Gothaer für 305 Euro im Jahr zu haben, bei der Rhion kostet der Schutz ab 366 Euro pro Jahr. Mit 609 Euro ist die Alte Leipziger etwas teurer, sie verlangt zusätzlich eine Selbstbeteiligung von 2.500 Euro. 
 

Unverzichtbar für jeden

Beinahe noch wichtiger ist die Haftpflichtversicherung. Sie schützt das Unternehmen vor den Folgen von Fehlern, die Inhaber oder Mitarbeiter bei ihrer Tätigkeit verursachen. „Ein wirtschaftliches Unternehmen ohne Basisabsicherung zu betreiben, ist sehr wagemutig“, sagt Tobias Wenhart, Manager Product & Underwriting bei Hiscox. „Beide Versicherungen gehören zur absoluten Grundausstattung eines jeden Unternehmens. Hier zu sparen, kann richtig teuer werden.“ Deshalb sollte man nicht als Erstes auf den Preis schauen. In der Betriebshaftpflicht locken günstige Einsteigertarife. Sie schließen im Zweifel aber Leistungen aus oder schränken sie ein. Häufig geht es bei Streitigkeiten nicht um Schäden, die direkt aus den gelieferten Waren oder Leistungen resultieren, sondern um Folgeschäden. Beispiel: Ein Installationsbetrieb hat in einem Mehrfamilienhaus eine komplette Heizungsanlage eingebaut. Während der Heizperiode kommt es zu Feuchtigkeitsschäden, die aus einem kaputten Rohr stammen. Die Folge sind Kosten in Höhe von 3.500 Euro für einen neuen Teppichboden, einen neuen Schrank, den Gutachter sowie die Kosten wegen Mietausfalls. Per Gesetz ist der Heizungsbauer verpflichtet, diese Schäden ebenfalls zu übernehmen. Deshalb sollte er darauf achten, dass seine Betriebshaftpflicht keine individuellen Leistungsausschlüsse vorsieht. Die Kosten des Vertrags hängen von der Anzahl der Mitarbeiter ab beziehungsweise von der Betriebsgröße und dem erwirtschafteten Jahresumsatz. Ein durchschnittlicher Versicherungsschutz ist hier für 350 bis 400 Euro pro Jahr zu finden. Der Steuerberater zahlt mit rund 150 Euro weniger als eine Firma für Hausmeisterservice (ca. 250 Euro). Die wiederum lässt sich günstiger versichern als ein Computerbetrieb (ab 400 Euro). Sinnvoll kann es sein, die Versicherung um branchentypische Erfordernisse zu erweitern. Das können Schäden sein, die beispielsweise im Ausland oder beim Be- und Entladen eines Fahrzeugs entstehen. Die Deckungssumme sollte bei mindestens drei Millionen Euro liegen. 
 

Kombiprodukte auf dem Vormarsch

Ein neuer Trend in der Branche sind Kombiprodukte. Sie wollen den Weg zum umfassenden Versicherungsschutz vereinfachen. So bietet die Generali Rundum-Service-Pakete an. Sie schließen Betriebsunterbrechungen und Transportversicherungen mit ein. Geht es um den Transport von Gütern, Werkzeugen oder Musterkollektionen, ist alles von der Aufbewahrungsstelle bis zur Anlieferung am Bestimmungsort für die Dauer von fünf Tagen vor und nach dem Transport geschützt. Auch Barmenia und Basler haben solche kombinierten Unternehmerpolicen im Angebot. Die Allianz Versicherung brachte kürzlich einen „Baukasten für Firmen“ auf den Markt. Sach-, Inhalts- und Haftpflichtversicherung werden zusammen angeboten und auf Wunsch mit einem Firmenrechtsschutz kombiniert. Existenzgründer erhalten im ersten Jahr 50 Prozent Rabatt, die Deckungssumme beträgt 2,5 Millionen Euro. Ergänzen lässt sich der Vertrag um den Schutz gegen einen Kleinertragsausfall bis zu einer Million Euro. Der Firmenkunde wählt dafür aus drei Produktkomponenten und den dazugehörigen Bausteinen den für ihn passenden Versicherungsschutz aus. 

Die 3 größten globalen Geschäftsrisiken 2016

  • 38% Betriebsunterbrechung (inkl. Lieferkettenunterbrechung) (2015: 46 %)
  • 34% Marktentwicklung (Volatilität, verstärkter Wettbewerb, stagnierende Märkte) (2015: nicht genannt)
  • 28% Cybervorfälle (Cyberkriminalität, Verletzung der Datenschutzrechte, technisches Versagen) (2015: 17 %)

Quelle: Allianz Global Corporate & Specialty

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