Warum werden Exoskelette überhaupt benötigt?

Die Digitalisierung in der Logistik schreitet voran. Dennoch gibt es Gebiete, in denen bislang weder Datenaustausch und -analyse noch Automatisierungen tatkräftiges, menschliches Tun ersetzen können. Oft verhindern hohe Qualitätsansprüche oder praktische Zwänge den Einsatz von Robotik und vergleichbaren Technologien. So haben sie sich noch nicht durchgesetzt, wo geringe Stückzahlen oder ein großes Maß an Individualisierung eine entscheidende Rolle spielen. Unter diesen und weiteren Umständen sind die Beschäftigten weiterhin großen körperliche Belastungen ausgesetzt.

Folgende Herausforderungen in der Logistik werden die Situation sogar noch verschärfen:
 

  • Die Anzahl von Transporten nimmt stetig zu.
  • Die Kunden erwarten immer kürzere Lieferfristen.
  • Wegen des Fachkräftemangels lässt sich schwerer geeignetes Personal finden.
  • Die Belegschaften werden älter und damit weniger leistungsfähig.

Die zunehmende Beanspruchung der Beschäftigten spiegelt sich im BKK Gesundheitsreport 2020 wider. Demnach gab es im Sektor der Verkehrs- und Logistikberufe 25,7 Ausfalltage je Mitarbeiter. Nur in den Reinigungsberufen war die Quote mit 27 Tagen höher.

Die genannten Gründe belasten nicht nur das Personal, sondern führen auch zu höheren Kosten. Um dem entgegenzuwirken, können Unternehmen technische Hilfsmittel einsetzen. Dazu gehören beispielsweise Exoskelette für Mitarbeiter in der Logistik.
 

Wie helfen Exoskelette?

Die Vorrichtungen dienen dazu, die Belastung von stark beanspruchten Körperpartien aufzufangen beziehungsweise auf andere zu verteilen. Das geschieht mithilfe von Gestellen, die die Beschäftigten wie eine Art Geschirr außen am Körper tragen. Die Stützstrukturen erleichtern ihnen Tätigkeiten wie Heben, Tragen und Herablassen von Lasten.

Neben aktiven, motorbetrieben Modellen gibt es auch passive, rein mechanisch funktionierende Exoskelette in der Logistik. Diese arbeiten oft mit Gasdruckfedern, Seilsystemen oder Elastomeren, die die Energie von gewissen Bewegungen aufnehmen und bei entsprechenden Gegenbewegungen wieder abgeben. So entlasten manche passive Exoskelette beim Heben schwerer Gegenstände den unteren Rücken um bis zu 25 Kilogramm.

Dieses Funktionsprinzip bietet folgende Vorteile:
 

  • gesundheitliche Prävention der Mitarbeiter dank Entlastung von Gliedmaßen und Rumpf
  • weniger Ausfalltage
  • geringere Kosten
  • größere Leistungsfähigkeit
  • mehr Sicherheit am Arbeitsplatz
  • erhöhte Motivation
  • gesteigerte Attraktivität des Arbeitgebers bei Personalsuche
     

Wo kommen Exoskelette zum Einsatz?

Exoskelette in der Logistik gibt es für unterschiedliche Verwendungszwecke. So entlasten einige Modelle gezielt den Rückenbereich, andere den Nacken und die Halswirbelsäule (etwa für Arbeiten über Kopf) oder die Arme und Handgelenke. Das macht sie zu vielseitigen Hilfsmitteln. Mögliche Einsatzbereiche und -funktionen sind:
 

  • Fließband- und Packtätigkeiten
  • Kommissionierung (Person-zur-Ware-Prinzip)
  • Verstauen und Entnehmen von Werkstücken (etwa bei Hochregalen)
  • Laderampen
  • Warenlager
  • Produktion

Der Erfolg von Exoskeletten in der Logistik hängt allerdings nicht nur von ihren Einsatzmöglichkeiten und Erleichterungen ab. So stehen den Vorteilen auch einige Herausforderungen gegenüber. Dazu gehört unter anderem der Zeitaufwand für das An- und Ablegen der Stützsysteme und die mögliche Schweißbildung darunter. Außerdem müssen sich die Beschäftigten auf die Technik einlassen und als sinnvollen Beitrag zur Gesundheitsförderung im Unternehmen wahrnehmen.