Single Sourcing ist riskant

Dass Single Sourcing ein Spiel mit dem Feuer sein kann, ist nicht erst seit der Corona-Krise bekannt. Es gibt auch Beispiele aus „normaleren“ Zeiten: Erinnern Sie sich etwa an „Liefergate“? 2016 forderte VW infolge der Milliardenbelastung durch den Dieselskandal seine Lieferanten dazu auf, billiger zu werden. Das führte zu einem Boykott seitens wichtiger Zulieferer. Einer davon war die Firma ES Automobilguss, die exklusiv ein kleines Getriebeteil an VW lieferte. Der einzige Lieferant eines wichtigen Bauteils fiel plötzlich aus.
 

Was lernen wir aus Liefergate?

Unternehmen sollten in der Beschaffung nicht alles auf eine Karte setzen. Ja, Single Sourcing – also die Beschaffung aus einer einzigen Quelle – bietet auch Vorteile. Meist lassen sich durch die größere Abnahmemenge bessere Preise erzielen. Aber fällt der Lieferant aus, hat der Kunde ein massives Problem. Unternehmen sollten deshalb über ein engmaschiges Lieferantennetzwerk verfügen und mindestens eine Zwei-Lieferanten-Strategie fahren. Mit einem gut ausgestalteten Netzwerk können Unternehmen schnell und flexibel auf Lieferausfälle reagieren, kurzfristig einen anderen Zulieferer beauftragen und so den Schaden gering halten.
 

Digitale Lieferantennetzwerke unterstützen Source-to-Pay-Prozesse

Digitale Netzwerke verbinden alle Teile der Lieferkette miteinander und unterstützen Unternehmen so bei der Vereinfachung ihrer Source-to-Pay-Prozesse (S2P). Also bei allen Prozessen, vom Ausgabenmanagement über das strategische Sourcing und das Lieferantenmanagement, bis hin zu Einkauf, Performance-Management und der Kreditorenbuchhaltung.

Digitale Lieferantennetzwerke bieten Auftraggebern und Lieferanten gleichermaßen viele Vorteile, wie beispielsweise:
 

  • Versand und Bearbeitung elektronischer Rechnungen
  • Schnellere und einfachere Zahlungs- und Freigabeprozesse
  • Integration standardisierter Schnittstellen-Services von Drittanbietern
  • Abbildung der gesamten Source-to-Pay-Prozesse
  • Vereinfachte Kommunikation
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„Digitale Lieferantennetzwerke bieten Auftraggebern und Lieferanten gleichermaßen viele Vorteile.“

Lieferantennetzwerke: Herausforderungen und Hindernisse

Obwohl digitale Lieferantennetzwerke viele Vorteile bieten, nutzt laut einer Studie von Deloitte nur rund ein Drittel der befragten Unternehmen globale Netzwerke. Warum ist das so? Laut Deloitte gibt es dafür mehrere Gründe.

Bisher gibt es für digitale Lieferantennetzwerke allerdings keinen einheitlichen Standard. Viele Unternehmen haben stattdessen eigene Applikationen entwickelt, über die sie sich mit ihren Lieferanten vernetzen. Das bringt einige Hürden mit sich:
 

  • Zunächst muss herausgefunden werden, welcher Partner welches Netzwerk nutzt. Das ist teilweise mit einem erheblichen Aufwand verbunden.
  • Die Teilnahme an mehreren Netzwerken ist unausweichlich und bedeutet eine hohe Komplexität bei der System-Integration. Hierfür ist nicht selten der Einsatz von IT-Personal notwendig.
  • Jeder Partner muss einzeln in das System eingebunden werden. Das kostet Zeit und auch Geld.
  • Auf Lieferanten- wie Kundenseite müssen Governance-Modelle sowie klare Datenschutzrichtlinien etabliert werden. So wäre es für einen Lieferanten zum Beispiel sehr ungünstig, wenn Lieferschwierigkeiten innerhalb des Netzwerks mit anderen Kunden geteilt werden würden.


Vielfach handelt es sich bei den hauseigenen Applikationen auch noch gar nicht um echte digitale Netzwerke, sondern um klassische 1-zu-1-Verbindungen mit Online-Katalogen und Möglichkeiten zur Abwicklung von Bestell- und Rechnungsprozessen.
 

Fazit: Der Aufwand lohnt sich

Der Auf- und Ausbau eines leistungsstarken und zuverlässigen Lieferantennetzwerkes ist ein langfristiger und teils auch technisch anspruchsvoller Prozess. Doch der Aufwand lohnt sich. Denn Lieferantenmanagement ist auch Risikomanagement: Ein gut ausgestaltetes Lieferantennetzwerk beugt Lieferausfällen vor und ermöglicht so langfristige Einspar-Effekte.
 

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