Chipmangel: So sehen deutsche Unternehmen die Entwicklung

Der weltweite Chipmangel, der Anfang 2020 durch die COVID-19-Pandemie ausgelöst wurde, ist immer noch nicht vollständig abgeklungen. Und es ist weiterhin unklar, wann er enden wird. Das liegt vor allem an der hohen Nachfrage der elektronischen Bauteile: Heute hat fast jedes digitale Gerät diese Halbleiter, die Silizium enthalten und für die Herstellung integrierter Schaltkreise, auch Mikrochips genannt, von entscheidender Bedeutung sind. Und alles, was Informationen berechnen oder verarbeiten muss, etwa Smartphones, Computer und sogar Alltagsgeräte wie ein Staubsauger, enthält einen Chip.

Den Halbleitermangel spüren auch deutsche Betriebe. Eine Bitkom-Erhebung aus dem Herbst 2023 ergab, dass neun von zehn Unternehmen (89 Prozent) auch in jenem Jahr noch Probleme bei der Beschaffung von Silizium-Chips hatten. Fast alle Befragten (97 Prozent) klagten über Lieferverzögerungen, 93 Prozent über Preiserhöhungen und rund 90 Prozent berichteten über nicht verfügbare Bauteile beziehungsweise von verringerten Liefermengen. Für 2024 erwarteten die meisten Betriebe sogar eine Verschlechterung bei der Versorgung.
 

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Die Chip-Knappheit ist noch nicht endgültig überwunden

Der deutsche Pessimismus wirkt aktuell etwas übertrieben, da sich die Lage auf dem globalen Markt seit der Bitkom-Umfrage deutlich gebessert hat. Die Herstellung hat wieder Fahrt aufgenommen und die Halbleiterindustrie wird perspektivisch wachsen.

Die internationale Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey schätzt, dass das jährliche Gesamtwachstum der Chip-Branche bis 2030 durchschnittlich zwischen sechs Prozent und acht Prozent pro Jahr liegen könnte. Das entspräche dann einem Gesamtumsatz von rund einer Billion US-Dollar. Voraussetzung: Nach der jüngsten Volatilität findet der Markt „zu einem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage“ zurück.

Dass das passiert, ist wahrscheinlich, aber nicht sicher. Denn es gibt nach wie vor Probleme, die eine langfristige Erholung bedrohen und zu einem noch länger anhaltenden Chipmangel führen können. So verbesserte sich zwar das Angebot an Chips bereits im Jahr 2022, was teilweise auf zusätzliche Kapazitäten zurückzuführen ist. Allerdings benötigen Autohersteller zunehmend Chips mit höherer Rechenleistung – insbesondere im Zuge der Umstellung der Branche auf elektrische und autonome Fahrzeuge.

Ein weiteres Problem sind die Spannungen zwischen den USA und China, die sich weiterhin auf die globale Lieferkette auswirken. Dies „führt zu neuen staatlichen Kontrollen für den Verkauf von Chips nach China“, dem größten Halbleitermarkt der Welt, stellte die Semiconductor Industry Association (SIA) in ihrem jüngsten Bericht „State of the Industry“ fest.

Nach Meinung von Rakesh Kumar, Professor im Fachbereich Elektrotechnik und Computertechnik an der University of Illinois, bleibt die Halbleiternachfrage unvorhersehbar. KI, elektrische und autonome Fahrzeuge, das Internet der Dinge sowie der Mobilfunkstandard 5G (und dessen Nachfolger 6G) würden die zukünftige Nachfrage nach Chips zwar antreiben. „Die genaue Art, Geschwindigkeit und das Ausmaß dieses Nachfrageanstiegs sind jedoch noch unbekannt“, schreibt Kumar in einem Beitrag für das Magazin Fortune.
 

Tipps für den Umgang mit dem Chipmangel

Um dem einem Chipmangel entgegenzuwirken, sind Strategie und Planung nötig. Folgende Ansätze können bei der Schadensbegrenzung helfen.

  • Sofern möglich nutzen Sie (vorübergehend) ältere Chiptechnologien.
  • Konzentrieren Sie sich auf Software-Updates und nicht auf neue Hardware.
  • Passen Sie Ihre Produkte gegebenenfalls so an, dass Sie dafür auf knappe Chip-                  Komponenten verzichten können.
  • Nutzen Sie KI, um den Forschungs- und Entwicklungsprozess zu beschleunigen und die        Risikobewertung zu unterstützen. Das macht die Lieferkette effizienter.
  • Größere Einkaufsvolumina bedeuten fast immer bessere Verhandlungsergebnisse bei          Preisen und Versorgungssicherheit.

Natürlich sind diese Optionen eher Notlösungen und werden den grundlegenden Chipmangel nicht beheben. Aber sie können dazu beitragen, trotz Knappheit die Lieferkette zu stabilisieren.
 

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