Förderbanken und Beteiligungsgesellschaften bieten kleinen und mittleren Unternehmen Unterstützung bei der Finanzierung von Zukunftsprojekten. „macher und gestalter“ fragte bei zwei Instituten – der LfA Förderbank Bayern und der BayBG Beteiligungsgesellschaft – nach aktuellen Trends und Herausforderungen.

„Wir sind Ansprechpartner für alle Phasen“

Herr Dr. Weber, was brauchen die bayerischen Mittelständler, die zu Ihnen kommen?

Dr. Sonnfried Weber: Überwiegend Eigenkapital für Wachstumsprojekte. Konkret geht es dabei um die Erschließung neuer Märkte, den Ausbau von Produktionskapazitäten oder die Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte. Vor allem bei komplexen Finanzierungssituationen ist der Rat unserer Experten gefragt.

Was für Situationen sind das? 

Unterschiedliche. Da geht es zum Beispiel um Unternehmensnachfolgen, die außerhalb der Familie geregelt werden müssen. Oder um die Finanzierung von Start-ups. Oder eine Firma muss den Weg aus der Krise finden und einen Turnaround schaffen.

Welche Unterstützung kann die BayBG diesen Unternehmen bieten?

Wir verstehen uns als Ansprechpartner für alle Phasen: von der Gründung über Wachstum, Unternehmensnachfolge, Innovationen bis hin zum Turnaround. Vorhaben von Mittelständlern werden mit Beteiligungskapital ab 10 000 bis zu 7 Millionen Euro mitfinanziert. 

Welche Art von Kapital können Sie den Unternehmern zur Verfügung stellen?

Wir bieten mittelständischen Unternehmen Beteiligungskapital überwiegend in der Form von stillen Beteiligungen, sogenanntes Mezzaninekapital. Darüber hinaus beteiligt sich die BayBG auch als Minderheitsgesellschafter mit offenen Beteiligungen an Unternehmen: Diese Beteiligungen sind immer auch Risikokapital, da sie das unternehmerische Risiko mittragen und dafür haften.

Welche Rolle spielt für die Unternehmen in Bayern die Digitalisierung und Industrie 4.0, also die Umstellung auf den digitalen Datenverkehr und auf vernetzte Fertigungsprozesse?

Das sind natürlich aktuelle Themen, aber von einer Investitionswelle in dieser Richtung kann aus unserer Sicht noch nicht die Rede sein. Wir gehen aber davon aus, dass mit steigendem Investitionsdruck in diesem Bereich auch die Nachfrage nach Beteiligungskapital zur Mitfinanzierung anziehen wird.

„Gefragt ist Kapital für Gründung, Modernisierung und Energieeffizienz“

Herr Dr. Beierl, welche Rolle spielt die LfA im Bereich der Mittelstandsfinanzierung? 

Dr. Otto Beierl: Die LfA ist die Spezialbank des Freistaats Bayern zur Wirtschaftsförderung. Unsere Aufgabe ist, die Finanzierungsvorhaben von Gründern sowie kleinen und mittleren Unternehmen zu unterstützen, um deren größenbedingte Finanzierungsnachteile gegenüber Großunternehmen auszugleichen. Damit wollen wir dem Mittelstand Impulse für neue Investitionen geben und die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen stärken. Im Geschäftsjahr 2014 haben wir Förderkredite in Höhe von 1,74 Milliarden Euro an mehr als 5500 kleine und mittlere Unternehmen zugesagt. 

Welche Art von Finanzierung bietet die LfA?

Unser Kreditangebot umfasst Förderkredite, Konsortialdarlehen für großvolumige Projekte und Globaldarlehen. Die Förderkredite bieten langfristig sehr niedrige Zinssätze und werden in einem schlanken Verfahren bei der Hausbank des Unternehmens beantragt und über diese ausbezahlt. Ergänzend können wir Risikoübernahmen einsetzen, um Unternehmen, die nicht über ausreichende Sicherheiten verfügen, dennoch einen Zugang zu Krediten zu ermöglichen.

Wer fragt diese Art von Finanzierung an und wofür?

Die Finanzierungsnachfrage kommt aus der ganzen Breite des Mittelstands und betrifft die Themen Gründung, Wachstum, Innovation, Energie und Umwelt sowie Stabilisierung. Derzeit liegt der Schwerpunkt der Kreditnachfrage bei Existenzgründungen und Betriebsmodernisierungen; eine Zunahme stellen wir bei Energieeffizienzvorhaben fest. Neben unseren Fremdkapitalhilfen können Unternehmen auch die Eigenkapitalangebote der LfA­Gruppe nutzen; unsere Spezialanbieter BayBG und Bayern Kapital bieten Mittelständlern und Start­ups individuelle Lösungen an.

Die BayBG stellt noch keine durch die Digitalisierung ausgelöste Investitionswelle im bayerischen Mittelstand fest. Wie bewerten Sie das?

Viele Mittelständler spüren aufgrund der aktuell guten Geschäftslage noch nicht den nötigen Handlungsdruck. Dabei können Digitalisierungsmaßnahmen in vielen Fällen schon jetzt die künftige Wettbewerbsfähigkeit sichern. Deshalb wird es immer wichtiger, digitale Geschäftskonzepte zu erstellen und die erforderlichen Investitionen – etwa in IT­Software und ­Hardware, EDV­Sicherheit, Logistik, Fachkräfte – zu tätigen. 

Sie raten also den bayerischen Mittelständlern, dieses Thema nicht zu unterschätzen?

Ja. Ob es dabei im Einzelfall um die digitale Vernetzung von Einkauf, Produktion und Vertrieb oder um die integrierte Kommunikation von Maschinen, Anlagen und Konsumgütern oder um gänzlich neue Geschäftsideen geht – Digitalisierung ist in vielen Branchen und Betrieben möglich und bringt deutlich mehr Flexibilität, Qualität, Schnelligkeit, Effizienz und Steuerungsmöglichkeiten in die Unternehmen.

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