Deadline könnte noch angepasst werden

Von 2035 an sollen in der EU keine Neuwagen mehr mit Verbrennungsmotoren neu zugelassen werden. Darauf hat sich die EU-Kommission im Juli 2021 verständigt. Das gilt sowohl für Pkw als auch für Lkw. Allerdings könnte diese Vorgabe wohl aufgeweicht werden: Sollte sich im Laufe der Jahre zeigen, dass die Hersteller nicht in der Lage sind, diese Leitlinie rechtzeitig umzusetzen, kann sie angepasst oder zeitlich nach hinten geschoben werden. Ein Teil der Kommissionsmitglieder hatte ohnehin das Jahr 2040 als Deadline präferiert.
 

Alternative Antriebe spielen derzeit kaum eine Rolle

Neue Automodelle mit Benzin- oder Dieselantrieb sind also mutmaßlich 2035 oder ein paar Jahre später nicht mehr erlaubt. Auch wenn die Anzahl der Diesel-Pkw seit 2017 zurückgeht und seit 2021 erstmals auch der Anteil an benzinbetriebenen Autos, nehmen beide Antriebsarten nach wie vor die klar dominierende Rolle ein. Anfang 2021 waren gerade einmal 309.000 Pkw mit reinem Elektroantrieb auf deutschen Straßen unterwegs – das entspricht einem Wert von weit unter einem Prozent. Der Wasserstoffantrieb spielt als Antriebsform noch gar keine Rolle.

Im Bereich des Lieferverkehrs lag die Quote der angemeldeten Diesel-Lkw 2019 in der EU bei insgesamt 97,9 Prozent. Elektrisch aufladbare Fahrzeuge kamen nach Angaben des europäischen Herstellerverbandes ACEA auf 0,2 Prozent, während alle alternativ angetriebenen Fahrzeuge zusammen zwei Prozent des EU-Marktes ausmachten. Laut einer Prognose von PricewaterhouseCoopers (PwC) seien vor allem für die Langstrecke und Schwerlasten keine Lkw mit alternativen Antrieben in Sicht. Erst ab dem Jahr 2030, so PwC, könnten Elektro-Lkw wettbewerbsfähig sein.


Ist Wasserstoff die Lkw-Lösung der Zukunft?

Gerade beim unersetzbaren Lkw-Verkehr in der Logistik könnte neben Flüssiggas auch Wasserstoff eine ernstzunehmende Antriebsalternative sein. So ist in der der Nationalen Wasserstoffstrategie vorgesehen, die Anschaffung von Wasserstoff-Lkw mit rund 900 Millionen Euro zu fördern.

Das Hauptproblem ist derzeit noch die Reichweite – spätestens alle 500 Kilometer müssten Lkw nachtanken. Auch wenn sich die Technik weiterentwickeln wird, muss die Infrastruktur bis 2035 errichtet werden. Auf großen Hauptverkehrsstraßen in der EU sollen alle 150 Kilometer Wasserstofftankstellen entstehen, Ladesäulen für Elektroautos sogar alle 60 Kilometer.

 


Folgen für Luftverkehr und Schifffahrt

Betroffen sind auch Luftverkehr und Schifffahrt, die sich mit vergleichbaren Klimaauflagen konfrontiert sehen. Noch können Fluggesellschaften auf sogenannte kostenlose Verschmutzungszertifikate zurückgreifen, die im Laufe der Jahre allerdings wegfallen sollen. Zudem ist geplant, Kerosin künftig mit einem zunehmenden Anteil CO2-freien Kraftstoffs zu mischen und zu besteuern. Darüber hinaus ist geplant, das europäische Emissionshandelssystem auf den Seeverkehr auszuweiten. Auch die Kraftstoffe für Schiffe sollen umweltfreundlicher werden.
 

Folgen für andere Industrien
Der Verkehr spielt bei dem übergeordneten Ziel, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent der Erde zu machen, eine wesentliche Rolle – jedoch nicht die einzige. Um den CO2-Ausstoß bis 2030 um insgesamt 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern, müssen auch andere Industrien mit Einschränkungen rechnen. Um mögliche Wettbewerbsnachteile auszugleichen, wird beispielsweise über eine CO2-Grenzabgabe für bestimmte Zweige wie die Stahlbranche nachgedacht. Die sollen Wettbewerber aus anderen Kontinenten ohne solche Klima-Auflagen abführen müssen, wenn sie ihre Produkte in Europa anbieten wollen.