Kluft zwischen Theorie und Praxis avanciert zu praktischem Nutzen
 

In Deutschland waren Wirtschaft und Wissenschaft lange Zeit eher von Distanz als von Nähe zueinander geprägt. Es gab kaum Berührungspunkte zwischen Wirtschaft und Universitäten. Inzwischen haben wichtige wirtschaftliche Größen, aber auch Wissenschaftler erkannt, wie wichtig die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft für beide Seiten ist. Studenten können ihr Wissen umgehend in der Praxis anwenden und vertiefen. Gleichzeitig lernen sie die praktischen Zusammenhänge kennen. Unternehmen profitieren von den Erkenntnissen aus Universitäten und Forschungseinrichtungen und können damit Wettbewerbsvorteile erzielen.

Drei Beispiele für eine Zusammenarbeit von Unternehmen und Universitäten in Deutschland
 

Einige Beispiele für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Unternehmen und Universitäten gibt es bereits.

1. Die Freie Universität Berlin und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
 

Die Freie Universität Berlin (FU) ist ein gutes Beispiel für Hochschulkooperationen: Sie arbeitet bereits eng mit der Wirtschaft zusammen, um Unternehmen ihre Ergebnisse aus der Forschung zur Verfügung zu stellen. Die FU ist dabei sowohl im Auftrag von Unternehmen tätig als auch in für Kooperationen zwischen Partnern aus der Wirtschaft und Wissenschaftlern der Universität zuständig. Es handelt sich dabei um Verbund- und Einzelprojekte.

Auftragsforschung wird insbesondere für die chemische und pharmazeutische Industrie betrieben. Dabei werden aus der Kooperation heraus sogar eigene Unternehmen gegründet. Die innovativen Konzepte und Produkte werden patentiert und an die Wirtschaft verkauft. Universität und Unternehmen oder Unternehmensverbände fungieren so als gemeinsame GmbHs.

Die Wirtschaft und die Freie Universität arbeiten außerdem in verschiedenen Drittmittelprojekten zusammen, bei denen Unternehmen als Geldgeber dienen. Diese bestehen in den folgenden Bereichen:

2. Partnerschaften der Universität zu Lübeck
 

Die Universität zu Lübeck ist ein weiteres positives Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit einer Universität mit der freien Wirtschaft funktionieren kann. Beim Technologietransfer arbeitet die norddeutsche Universität eng mit der Wirtschaft zusammen. Kooperationsverträge bestehen mit unterschiedlichsten Unternehmen. Die Universität zu Lübeck ist unter anderem in der Auftragsforschung tätig. Auch das Beteiligungsmanagement spielt eine wichtige Rolle. Ausgründungen werden von der Universität unterstützt.

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Die Technische Universität München versteht sich selbst als unternehmerische Universität.
 

3. Wirtschaftskooperationen der Technischen Universität München
 

Die Technische Universität München versteht sich selbst als unternehmerische Universität. Die Universität pflegt intensiv bestehende Kooperationsverträge und sucht stets neue Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit Unternehmen.

  • Mit der Siemens AG betreibt die Technische Universität eine Einrichtung zur Förderung von Technologietransfer und Talententwicklung, das Center of Knowledge Interchange.
  • Mit der AUDI AG betreibt die Technische Universität das Kompetenzzentrum iniTUM. Das in diesem Rahmen entstandene Projekt car@TUM bietet Doktoranden die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit der BMW Group Praxiserfahrung zu sammeln.
  • Die TUM-Tech GmbH ermöglicht der Wirtschaft Zugang zum technischen und wirtschaftlichen Potenzial der TU München, aber auch zu anderen Universitäten in Bayern. Mittelständische Unternehmen werden mit dem Kompetenzzentrum Mittelstand der Universität angesprochen, um einen engen Austausch mit Wissenschaftlern anzuregen.

Mehr Transparenz bei der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Universitäten – dank Hochschulwatch
 

Damit die Zusammenarbeit auch allen rechtlichen und ethischen Standards gerecht verläuft, wurde Anfang 2013 das Internetportal Hochschulwatch ins Leben gerufen. Das Portals soll für mehr Transparenz bei der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Forschung sorgen. Ziel ist die Offenlegung der Verbindungen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Professoren, Dozenten und Studenten sind aufgefordert, von fragwürdigen Vorgängen zu berichten. Ins Leben gerufen wurde die Seite von der Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland, der Tageszeitung taz und dem Freien Zusammenschluss von Studentinnenschaften.

Kritische Beleuchtung der Kooperation zwischen Wirtschaft und Universitäten
 

Die Vorsitzende von Transparency International Deutschland, Edda Müller, äußerte bei der Vorstellung des Projekts ihre Sorge, dass die Interessen der Wirtschaft immer mehr Einfluss auf Lehre und Forschung an den Hochschulen Einzug nehmen würden.

Die Frage steht im Raum, ob das grundlegende Interesse der Wirtschaft von den Hochschulen und von den Initiatoren der Seite als negativ betrachtet wird. Das könnte dazu führen, dass das Interesse der Wirtschaft an der Forschung wieder abnimmt und die Kluft zwischen Theorie und Praxis bleibt.

Erfolgreiche Kooperationen zwischen Wirtschaft und Forschung: ein Überblick
 

Die Beispiele der Universitäten Berlin, Lübeck und München zeigen, dass eine enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft möglich ist und dass sie für beide Seiten von Nutzen ist: Unternehmen profitieren vom Technologietransfer, während Studenten praxisnah studieren und so fit für ihre zukünftigen Aufgaben in der Wirtschaft gemacht werden. In verschiedenen Projekten können Universitäten und Hochschulen mit Drittmitteln aus der Wirtschaft unterstützt werden.

Dazu gehören zum Beispiel

  • Auftragsforschung,
  • Drittmittelprojekte,
  • Technologietransfer und
  • Kompetenzzentren.