Coworking? Damit konnte vor fünf Jahren keiner etwas anfangen, als wir hier in Dortmund die erste Bürofläche eröffnen wollten. Inzwischen ist die Nachfrage enorm gestiegen“, sagt Dörte Schabsky von Work Inn. Die Idee brachten sie und ihr Mann aus London mit. „Ich war begeistert vom Denken, das in den britischen Coworking-Spaces herrschte, Synergieeffekte und Wissenstransfer, die sich ergaben“. Gepaart mit dem Wunsch, sich selbständig zu machen, setzten die beiden das Ganze in Dortmund um. Mittlerweile führen sie vier Standorte, der weitere Ausbau im gesamten Ruhrgebiet ist in Planung. Jedes Work Inn ist anders und repräsentiert eine eigene Themenwelt: In der City ist Outdoor angesagt mit einem Grasteppich, Schaukelstühlen und einer Kuh als Stehtisch. Der Hafenstandort kommt maritim mit Strandkörben daher und an der Uni darf der Kickertisch nicht fehlen, ebenso wie der Boxsack und eine Bar. Hauptsache jeder fühlt sich wohl.

    Coworking ist mehr als eine Bürogemeinschaft. Wer sich für einen Mietschreibtisch im Kollektiv inklusive Anbindung an eine bestehende Infrastruktur entscheidet, wählt einen günstigen und flexiblen Weg zum eigenen Büro. Vom Konferenzraum über Internetanschluss und Drucker bis hin zur Kaffeeküche – geboten wird ein Rundum-Sorglos-Paket für den Arbeitsalltag. Doch die meisten entscheiden sind nicht aus Bequemlichkeit oder Flexibilität für das Arbeiten in einem Coworking-Space. Sie suchen und profitieren von der Nähe zu Gleichgesinnten. Sei es das Brainstorming im Gemeinschaftsbereich oder der Smalltalk in der Küche. Co-Working bedeutet, miteinander in Kontakt zu treten, sich mit neuen Impulsen zu versorgen und sogar gemeinsame Projekte entstehen zu lassen.

    „Reizvolle Idee“

    Als Peggy Wahrlich vor einem Jahr einen Coworking-Space gründete, sollte der vor allem eines leisten: Arbeit und Familie miteinander verbinden. Die zweifache Mutter eröffnete in Köln das Cowoki mit integrierter Kinderbetreuung. Die selbständige Requisiteurin wollte einen Ort schaffen, der beides kann. „Ich hatte anfangs die Sorge, dass der Ruf eines Mutticlubs entstehen könnte. Nach dem Motto ›dort krabbeln die Kinder unter den Tischen herum‹“. Eine unbegründete Furcht: Das Geschlechterverhältnis ist ausgewogen. Und nicht alle, die zum Arbeiten ins belgische Viertel kommen, haben Kinder. Für Eltern ist eine unabhängige Betreuung gewährleistet, Tagesmütter kümmern sich mit städtischer Förderung um die Fulltime-Obhut im Coworking-Space.

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    „Als selbständige Grafikdesignerin schätze ich die Arbeitsatmosphäre und den kollegialen Austausch mit anderen Unternehmern.“

    Nicole Kipphardt, Grafikdesignerin

    Während in Berlin schon vor rund zehn Jahren die ersten Spaces entstanden, war das Gebiet zwischen Rhein und Ruhr lange unberührt von dieser Idee des gemeinschaftlichen Arbeitens. „Während in Großstädten Raum knapp ist, leben die Menschen in Nordrhein-Westfalen eher verstreut“, sagt Dörte Schabsky. „Es ist nicht so, dass die Leute keinen Platz für ein Homeoffice hätten, sie wollen sich aber treffen und netzwerken“. Deshalb spielt dieser Aspekt in den Work Inns in Dortmund eine wesentliche Rolle: Gemeinsame Events und Vorträge werden ebenso angeboten wie ein digitales Tool. Darauf kann jeder zugreifen, neue Kontakte darin suchen oder konkrete Dienstleistung anbieten. Und das Tool hilft, alle Standorte miteinander zu vernetzen.

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    „An der Work Inn Community gefällt mir, dass sie immer weiter wächst und größer und vielfältiger wird, und dass man sich trotzdem immer zuhause und gut aufgehoben fühlt.“

    Carmen Radeck, Ruhrgründer.de

    Chance für Arbeitgeber

    Peggy Wahrlich will als nächstes ein Firmenpaket für Arbeitgeber schnüren. Mit der angeschlossenen Kinderbetreuung wird der Wiedereinstieg für Mütter viel einfacher, das nutzen einige Unternehmen jetzt schon. Und monatliche Treffen und gemeinsame Events fördern auch in der Kölner Community den Netzwerkgedanken. Nach einem Jahr zieht Peggy Wahrlich ein positives Resumée: „Ich bin total happy und fühle mich hundertprozentig am richtigen Platz, auch wenn Ideologie und Wirtschaftlichkeit sich ständig aneinander reiben.“

    Im Work Inn in Dortmund haben sich schon jede Menge Partner gefunden: Ein Versicherungsvertreter überprüft die Verträge einer Grafikdesignerin. Im Gegenzug entwirft sie für ihn Visitenkarten und Werbematerialien. Es entstanden sogar bereits neue Projekte: Der Organisator der Tischfußball-WM in Deutschland tat sich mit einer Textildesignerin und einem Trendforscher zusammen. Gemeinsam entwarfen und nähten sie die neuen Trikots vor Ort und planten das Kickerereignis. Die Netzwerkidee geht auf – in Nordrhein-Westfalen und anderswo in Deutschland.