Seit 1995 liefert der PMI Industrie Monat für Monat ein repräsentatives Bild der Schweizer Industrie und ist selbst in Zeiten der Finanzkrise ein zuverlässiger Indikator. Hier erfahren Sie, was Sie darüber wissen sollten.

Geschichte
 

Der PMI – auch Einkaufsmanagerindex genannt – stammt ursprünglich aus den USA, und ist dort noch heute der wichtigste und zuverlässigste Frühindikator für die amerikanische Wirtschaft. Seit 1931 werden in Amerika die Daten von Einkaufsleitern von über 400 Unternehmen gesammelt und jeweils am ersten Arbeitstag des Monats vom Institute for Supply Management (ISM) veröffentlicht. Mitte der 1990er Jahre wurde der Index nach den Standards der International Federation of Purchasing and Materials Management (IFPMM) auch in Europa eingeführt.  

Gut für Sie zu wissen: Heute existiert der PMI in mehr als 26 Ländern ­– in der Schweiz seit 1995. Seitdem ist er ein unmittelbarer und repräsentativer Vorlaufindikator für die Schweizer Wirtschaft.  

Einfach und effizient
 

Einkaufsmanager stehen ganz vorne im Produktionsprozess. Sie spüren Nachfrageschwankungen unmittelbar, noch bevor er sich in den Produktions- und Umsatzzahlen niederschlägt. Diesen Vorlauf macht der PMI sichtbar. Monat für Monat befragt das Schweizer Unternehmen procure.ch rund 250 Einkaufsmanager online nach deren Einkaufsperformance. Dabei wird abgefragt, ob sich z. B. Produktion, Auftragsbestand, Lieferfristen und Beschäftigtenzahlen im Vergleich zum Vormonat gut oder schlecht entwickelt haben oder gleichgeblieben sind. Die Antworten aller Teilnehmer werden vom Credit Suisse Economic Research kommentiert und analysiert.  

Gut für Sie zu wissen: Das PMI Verfahren ist gleichermaßen einfach wie effizient: im Gegensatz zu anderen Konjunkturdaten, die mithilfe komplexer mathematischer Formeln die Erwartungen und Befürchtungen von Einkäufern analysieren und auswerten, dauert die PMI-Einkaufsmanagerbefragung jeden Monat nur ca. 10 Minuten und liefert tatsächliche und nachvollziehbare Daten.  

Ein gewichteter Index
 

Für die Erhebung des PMI werden Einkaufsmanager online unter zu acht Sparten befragt: Produktion, Auftragsbestand, Einkaufsmenge, Einkaufspreis, Lieferfristen, Einkaufslager, Verkaufslager und Beschäftigung. Diese Sparten müssen von den Einkaufsmanagern mit Werten zwischen 0 und 100 in ihrer Performance bewertet werden. Fünf der acht Indizes werden gesondert gewertet: Auftragsbestand (0,3), Produktion (0,25), Beschäftigung (0,2), Lieferfristen (0,15) und Einkaufslager (0,1). Da viele der Indizes Saisonmuster aufweisen, werden für jeden Monat sogenannte Saisonfaktoren ermittelt, welche die Originalwerte modifizieren. Generell gilt danach: Ein Wert über 50  bedeutet eine Expansion der Aktivitäten gegenüber dem Vormonat. Ein Wert unter 50 wird als Rückläufigkeit der Produktion angesehen. Liegt der PMI im Juni also beispielsweise bei 63 und im Juli bei 57, so ist die Schweizer Industrie im Juli zwar weiter expandiert, jedoch nicht mit der gleichen Dynamik wie noch im Juni.  

Gut für Sie zu wissen: Um temporäre Schwankungen zu nivellieren, betrachten Sie den PMI-Durchschnitt der letzten drei Monate. Generell hat sich als Faustregel etabliert: ein Indexwert von über 44 über eine längere Zeitspanne deutet auf ein tendenziell positives Wachstum der Gesamtwirtschaft hin. Ein Wert über 50 „garantiert“ es.  

Neu seit 2014: der PMI Service
 

Der Schweizer Industriesektor ist zum Beispiel durch die Inanspruchnahme von Unternehmensberatungen, Finanzierungslösungen oder Werbung stark mit dem Dienstleistungssektor verbunden. Aus diesem Grund gibt es seit 2014 auch den PMI Service für den Dienstleistungssektor. Es gibt aber noch einen Grund mehr: Die Prognosequalität des PMI Industrie hat trotz seiner nach wie vor hohen Zuverlässigkeit in den letzten Jahren abgenommen (Quelle: Credit Suisse Research).  

Eine Ausweitung des PMI auf den Dienstleistungssektor bietet sich also auch an, um Veränderungen im BIP-Wachstum festzustellen, welches in den letzten Jahren sehr durch die Dienstleistungsbranche sowie das Gesundheitswesen geprägt war. Die Berechnung des PMI Service erfolgt analog zum PMI Industrie. Als Unternehmen des Dienstleistungssektors gelten dabei alle Unternehmen, die mehr als die Hälfte ihres Umsatzes als Dienstleister erwirtschaften.  

Was Sie aus dem PMI „lesen“ können
 

Arbeitsmarkt: Werte unter 50 sind ein klares Indiz für eine Zunahme der Kurzarbeit. Und Werte über 55 führen in der Regel zu einer Abnahme der Arbeitslosenquote, Werte unter 50 zu deren Zunahme.

Krisen: In der Vergangenheit ließen sich Krisen wie zum Beispiel die Asienkrise (1996), die Rubelkrise (1998), die Dotcom-Blase (2001), die Finanzkrise (2008) oder die Schuldenkrise (2011) bereits Monate voraus anhand des PMI erkennen. In diesen Zeiten lag der PMI teilweise mehr als drei Monate unter einem Wert von 44.

Preise: Zwar gibt es den Produzentenpreisindex (PPI). Doch auch der PMI gibt Aufschluss über die Preisentwicklung, und das oft sogar früher: So gingen beispielsweise 2009 und 2011 den starken Einbrüchen des PPI  bereits ein halbes Jahr vorher deutliche Rückgänge der Einkaufspreiskomponente im Rahmen der PMI Auswertung voraus. Das aktuelle Rekordtief von knapp 13 Punkten lässt also auch massive Rückgänge des PPI 2015 erwarten. 
 

Fazit

Seit fast 20 Jahren liefert der PMI Industrie monatlich ein repräsentatives Abbild der Entwicklung des Geschäftsverlaufs. Er existiert in mehr als 26 Ländern, die zusammen 83% der weltweiten Industrieproduktion ausmachen. International vergleichbar ist er ein unverzichtbares Instrument der Konjunkturanalyse, das auch Sie kennen und für Ihre unternehmerischen Aktivitäten berücksichtigen sollten.