In vielen mittelständischen Unternehmen ist Social Media im Einkauf nach wie vor Neuland. Dabei sind die sozialen Netzwerke eine wichtige Quelle des Wissens. Das gilt besonders für Einkaufsabteilungen mit wenigen Mitarbeitern, die sonst nur geringen Input für ihre Fachfragen finden.

In zahlreichen Gruppen im Web, teilweise mehrere Tausend Mitglieder stark, diskutieren Experten aus Supply Chain Management und Lieferantenmanagement den Einkauf der Zukunft. Hinzu kommen unzählige Feeds, Blogs und Spezialseiten. Richtig eingesetzt, steigert Social Media nicht nur die Produktivität eines Unternehmens, sondern beschleunigt auch den Entwicklungsprozess und forciert Innovationen.

Einfacher Austausch

So können zum Beispiel Einkäufer eines Unternehmens in einem eigenen Forum zusammengeführt werden, das der Plattform Facebook ähnlich ist. Einkaufsleiter stellen neue Ideen vor, andere Einkäufer vergeben dafür „Likes“. Ein Vorteil dieser Kanäle ist die relativ einfache Übertragung der Social-Media-Methodiken auf den Einkauf. Denn der Einkauf will keinen großen akademischen Überbau haben, sondern mag vor allem eines: schnelles und klares Feedback.

Einbindung von Lieferanten

Im digitalen Zeitalter ist es wichtig, auch externe Lieferanten in das Unternehmen einzubinden. Hier kann der Einkauf mithilfe von Social Media den Informationsaustausch effizienter gestalten. Individuelle Themen- und/oder Projekt-Plattformen bilden den Rahmen, innerhalb dessen sich die Beteiligten unkompliziert und direkt austauschen.

Innovationen forcieren

Mithilfe von Social Media übernimmt der Einkauf eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen Lieferanten und der internen F&E-Abteilung. Beispielsweise kann der Einkauf auf einer halb offenen Themen-Plattform mit den Lieferanten gemeinsam Ideen entwickeln und managen. Eine zusätzliche Schnittstelle zu unternehmensinternen Forschern und Technikern ermöglicht es, die sich ergebenden Vorteile im Einkauf schneller zu identifizieren und diese im direkten Austausch mit dem Lieferanten in die Lieferantenstrategie einzubinden.

Risiken minimieren

Märkte werden zunehmend vernetzt – und somit oft intransparenter. Trotzdem muss der Einkauf sowohl Lieferanten als auch Risiken jederzeit im Blick haben. Dank Microblogging-Diensten, RSS-Feeds und spezialisierten Blogs lassen sich diese Risiken beobachten. Eine auf Social Media basierende Beobachtung der Entwicklungen rund um die Fukushima-Katastrophe 2011 hätte beispielsweise vielen Automobilzulieferern große Schwierigkeiten bei der Versorgung mit elektronischen Geräten erspart.

Geografische Institute veröffentlichen zudem ihre Ergebnisse regelmäßig und topaktuell. In den Newsfeeds lassen sich frühzeitig die Auswirkungen geografischer Gegebenheiten auf die Wertschöpfungskette erkennen. Besonders bei der Entwicklung von Rohstoffpreisen oder Transportkalkulationen ist diese Maßnahme sehr erfolgversprechend.

Auch im Lieferantenmanagement kann Social Media die Risiken senken: Wer mehr über die Zuverlässigkeit seiner jetzigen oder potenzieller Lieferanten erfahren möchte, findet womöglich in den sozialen Medien entsprechende Hinweise, etwa in Form von kritischen Kommentaren im Facebook-Auftritt. Die Recherche lässt sich um Google-Suchen zu Suchbegriffen wie „Insolvenz Firma XY“ oder „verspätete Zahlung von Rechnungen Firma XY“ ergänzen.

Social Media erhöht die organisatorische Flexibilität

Ob Trump oder Brexit: Unverhofft kommt oft. Das trifft auch für den Einkauf zu. Hier helfen die Netzwerkfunktionen von Social Media, dem Einkauf eine flexible Basis zu geben. Vor allem in großen Konzernen ermöglicht das vernetzte Arbeiten die Öffnung neuer Informationsflüsse, die den gesamten Konzern näher zusammenwachsen und reaktionsfähiger werden lässt.