Eine Studie des Beratungsunternehmens Kienbaum und des Jobportals Stepstone ergab, dass sich die Mehrheit der Arbeitnehmer flache Strukturen wünscht und diese auch als erfolgsversprechender für das Unternehmen bewertet. Das bedeutet jedoch nicht, dass flach nun das Heilsversprechen für alle Organisationsformen ist – und auch nicht unbedingt für die Mitarbeiter. Beide Hierarchieformen haben ihre Vor- und Nachteile.

Mit oder ohne Chef? Über flache und steile Hierarchien
 

Den Chef ganz abschaffen? Vollständig eigenverantwortlich arbeiten und höchstens noch an das oberste Management berichten? Für viele Arbeitnehmer ist das ein Traum, der jedoch bislang nur in wenigen Unternehmen erfüllt wird. So berichtet die Stepstone/Kienbaum-Studie, dass die Mehrheit der Befragten in klassischen hierarchischen Strukturen arbeitet und nur 29 Prozent in flachen Strukturen. Firmen mit weniger als 100 Mitarbeitern zeigen sich in Sachen Führung oft innovativer, während große Player weiter auf mehr oder weniger hierarchische Strukturen setzen.
 

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Flache Hierarchien: Das leisten sie
 

Dabei hängt der Führungsstil stark mit der Innovationskraft des Unternehmens zusammen. Je flacher die Hierarchie, desto stärker ist sie. Das zeigen etwa agile Teams, die die flexible Kultur von Start-ups in renommierte Unternehmen adaptieren und klassischerweise in flachen Hierarchien arbeiten. Sie entwickeln innovativere Ideen und sind tendenziell zufriedener mit ihrem Job – und wer zufrieden ist, bleibt und belässt wichtiges Know-how im Unternehmen.

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Klare Anweisungen eines Chefs sind erwünscht, nicht jedoch Überwachung bei der Umsetzung.
 

So scheint es, dass flache Hierarchien das Nonplusultra der Unternehmensführung sind. In der Tat haben sie zahlreiche Vorteile:
 

  • Kürzere Wege, schnellere Entscheidungen
  • Direktere Kommunikation
  • Wertschätzung der Meinung und Kompetenz des Einzelnen
  • Höhere Zufriedenheit durch mehr Gestaltungsfreiheit

Doch wenn alle Häuptlinge sind – wo bleiben die Indianer? Brauchen Mitarbeiter nicht eine klare Führung, die eine eindeutige Richtung vorgibt? Stepstone und Kienbaum fanden heraus: Klare Anweisungen eines Chefs sind erwünscht, nicht jedoch Überwachung bei der Umsetzung. Und flache Strukturen können für Mitarbeiter auch Nachteile haben.

Zu viele Köche verderben den Brei
 

Mehr Verantwortung ist nicht unbedingt besser. Sind viele Personen an einer Entscheidung beteiligt, kann es zu zähen Verhandlungen und Diskussionen kommen und sich der Entscheidungsprozess unnötig lange hinziehen. Und wenn eben schon alle Häuptlinge sind, wer soll da noch aufsteigen? Flache Hierarchien erschweren Beförderungen – und das kann auf Dauer demotivierend wirken. Werden von ganz oben gesteckte Ziele nicht erreicht, ist allein der Mitarbeiter dafür verantwortlich – unabhängig davon, ob ihm die nötigen Mittel zur Zielerreichung zur Verfügung standen oder das Ziel realistisch war. Die oberste Führungsebene dagegen leitet nicht mehr nur direkt ein überschaubares Managementteam, sondern ganze Abteilungen oder sogar das ganze Unternehmen. So besteht die Gefahr, wichtige Dinge zu übersehen, im schlimmsten Fall kann ein Burn-out drohen.
 

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Vorteil steil: Das können klassische Strukturen besser
 

In der Tat haben steile Hierarchien Vorteile – und sind in manchen Organisationsstrukturen sogar die bessere Wahl:

  • Klare Aufteilung von Verantwortung
  • Feste Strukturen
  • Konkrete Arbeitsaufteilung
  • Gute Aufstiegsmöglichkeiten

Vor allem große Unternehmen mit vielen Abteilungen und Standorten arbeiten mit steilen Hierarchien und haben nach der Stepstone/Kienbaum-Studie auch nicht vor, dies zu ändern. Ob dies Erfolg versprechend ist, hängt stark mit der Führungsleistung zusammen – und da besteht in deutschen Unternehmen eine starke Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der Mitarbeiter und der Führungsebene. Während diese nämlich meint, sie wirke durchaus motivierend, bewerten die 67 Prozent der befragten Mitarbeiter sie als „nicht zukunftsfähig“. Dabei kann man gute Führung durchaus lernen.

Der goldene Mittelweg
 

Welcher Führungsstil soll es nun sein? Der goldene Mittelweg erweist sich als zukunftsweisend – das jedenfalls ergibt sich aus den Wünschen der Beschäftigten. Und die sagen: Führung ja, aber mit Freiheit. So sollen durchaus Weisungen von oben kommen, und zwar möglichst klar formuliert. Auch die Mittel zur Zielerreichung sollten verfügbar sein. Auf welchem Wege diese Ziele jedoch erreicht werden, sollte dem Mitarbeiter oder dem Team selbst überlassen bleiben. Das mittlere Management übt dann eher eine beratende Funktion aus.

Flach, steil – oder geradlinig
 

Ein moderater, beratender Führungsstil kann die Innovationskraft von Unternehmen erhöhen, ohne dass negative Auswirkungen flacher Hierarchien voll zuschlagen. So gibt es für die zukünftige Gestaltung von Arbeitsabläufen und Projekten noch große Potenziale, insbesondere in großen Unternehmen.

  • Flache Hierarchien bieten größeren Gestaltungsspielraum und Mitspracherecht
  • Sie bergen jedoch auch die Gefahr, dass Entscheidungen auf zu viele Köpfe verteilt werden
  • Steile Hierarchien bieten feste Strukturen und bessere Aufstiegsmöglichkeiten
  • Moderate Führung mit beratender Funktion wird von den Mitarbeitern präferiert