Wie stark deutsche Stahlhersteller betroffen sind

Die deutsche Stahlindustrie: 1980 lag sie noch auf dem dritten Platz der weltweiten Stahlerzeugerländer, hinter der Sowjetunion und den USA. Heute produziert allein Indien doppelt so viel Stahl wie Deutschland. China sogar zwanzigmal so viel – mehr als 800 Millionen Tonnen im Jahr. Gebraucht wird nicht einmal die Hälfte davon. Allein die Überschüsse aus China sind doppelt so groß wie die gesamte europäische Stahlproduktion.

Zum Vergleich: Von den 40 Millionen Tonnen des im Jahr 2017 in Deutschland produzierten Walzstahls ging eine Million in die USA. Damit sind die USA nach Europa der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Produzenten. Der Gesamtwert der deutschen Stahlexporte in die USA betrug 2017 1,3 Milliarden Euro – Platz 7 unter den Stahl-Exporteuren weltweit.
 

Angst vor dem „Kaskadeneffekt“

Werden jetzt andere Länder aufgrund der Abschottung der USA verstärkt in die EU liefern? Die Wirtschaftsvereinigung Stahl hält die Sorge vor einer „Stahlschwemme“ für begründet: Ihren Angaben zufolge sei der Importdruck von Stahl in die EU seit Jahresbeginn 2018 massiv angestiegen. Hochrechnungen der Vereinigung zufolge kämen bis zum Jahresende 47,8 Millionen Tonnen Stahl in die EU, 18 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
 

Erhebt die EU Schutzzölle auf Stahlimporte aus China?

Als mögliche Konsequenz auf die Importzölle der USA und um die Industrie in den EU-Mitgliedsstaaten vor einer Stahlschwemme zu schützen, plant die Europäische Union, ebenfalls Sonderabgaben in Form von Schutzzöllen auf Stahl einzuführen. Die Schutzzölle treten allerdings nur in Kraft, wenn Firmen mehr Stahl importieren als sie es bisher getan haben. Es ist aktuell (Stand: 24. Juli 18) angedacht, für 23 Stahlprodukte Quoten festzulegen, die sich an den durchschnittlichen Mengen der vergangenen drei Jahre orientieren. Bei Überschreitung dieser Mengen wird ein Zoll von 25 Prozent fällig.
 

Gegenwind aus der Automobilindustrie

Während die Stahlindustrie in Europa die geplante Einführung der Schutzzölle befürwortet, sieht der Verband der Europäischen Automobilindustrie (ACEA) die Zölle kritisch. „Die Maßnahmen werden unsere Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen“, kommentierte ACEA-Generalsekretär Erik Jonnaert: In Europa seien die Stahlpreise schon jetzt sehr hoch.