Umfrage vom M+E-Industrie- und Arbeitgeberverband Gesamtmetall: Rückkehr auf Vor-Corona-Niveau nicht in Sicht
Die Aussichten in der Metall- und Elektroindustrie sind trübe: Wie die vierte repräsentative Befragung des Arbeitgeberverband Gesamtmetall unter den Unternehmen der beiden Branchen ergab, wird erst um das Jahr 2025 herum eine Rückkehr zum wirtschaftlichen Vor-Corona-Niveau erfolgen. Die Hälfte der befragten Entscheider konnte bei der Erhebung Ende September und Anfang Oktober 2020 noch gar nicht absehen, wann eine umfassende Erholung mutmaßlich erreicht werden wird.
Immer noch muss ein knappes Drittel der Unternehmen die Produktion stark herunterfahren. Im Durchschnitt erwarten die Firmen 2020 einen Umsatzrückgang von 23 Prozent. Während der Automobilbau vergleichsweise gut durch die Krise gekommen ist, sind die Metallerzeugung und -bearbeitung, der Maschinenbau sowie der sonstige Fahrzeugbau, der unter anderem den Schiffbau und die Flugzeughersteller einschließt, besonders betroffen.
Auf Baden-Württemberg bezogen, wo die Metall- und Elektroindustrie der größte Arbeitgeber ist, sieht die Lage noch dramatischer aus: Dort müssen fast zwei Drittel aller Unternehmen der Branche ihre Produktion weiterhin einschränken.
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Auftragsmangel: Industrie baut Stellen ab
Die unsichere wirtschaftliche Lage nimmt zusehends Einfluss auf die Zahl der Beschäftigten. Auch wenn Stand Oktober nur neun Prozent der Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen aussprechen mussten, ist dieser Prozentsatz im Vergleich zum Mai 2020 um mehr als das doppelte angestiegen.
Eine Umfrage der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV in Norddeutschland zeichnet ein sehr düsteres Bild: Danach fallen allein in dieser Region unter den 192 befragten Betrieben bis Ende 2020 rund 2.000 Arbeitsplätze weg. Der Erhalt von Arbeitsplätzen werde in den nächsten Monaten noch mal deutlich schwerer, wenn sich die Auftragslage nicht bessere. Und das scheint nicht der Fall zu sein: Knapp die Hälfte der norddeutschen Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als „schlecht“ oder „unbefriedigend“, jeder zweite Betrieb leidet unter Auftragsmangel, 60 Prozent unter sinkenden Umsätzen. Investitionen sind für 42 Prozent der Firmen entweder nicht mehr zu stemmen oder aufgrund der Lage nicht mehr erforderlich.
Strukturwandel größeres Problem als Corona
Dabei ist die Corona-Krise perspektivisch gesehen gar nicht das Hauptproblem. Die Schwierigkeiten des Strukturwandels belastet die Metall- und Elektroindustrie in noch stärkerem Maße. Darunter fallen etwa die Umstellung auf umweltverträgliche Antriebe in der Autoindustrie oder generell die digitale Transformation. Auch Unsicherheiten wie der Brexit und der Handelsstreit zwischen den USA und China sind für die exportgetriebene Metall- und Elektroindustrie große Bürden.