Neue Risiken im Zeitalter der Industrie 4.0

Die Industrie 4.0 und der damit einhergehende Paradigmenwechsel stellen auch den Einkauf vor immense Herausforderungen hinsichtlich des Risikomanagements und der Risikoprävention. So ist beispielsweise die Menge an Daten und deren Notwendigkeit für Entscheidungsprozesse im Zeitalter der Industrie 4.0 rapide angestiegen. Diesbezüglich stellt vor allem die Instabilität der oftmals netzbasierten Kommunikation für viele Unternehmen ein erhebliches Risiko für ihre Prozesse dar. Auch die Sicherheit der Belegschaft muss unter Umständen in einem neuen Licht bewertet werden: Wo Transportsysteme autonom agieren, erhöht sich automatisch auch die Anfälligkeit für Betriebsunfälle.

Auch sollten die Mitbestimmungsrechte der Belegschaft bei der Risikobewertung nicht vernachlässigt werden. Denn die Mitarbeiter müssen den Wandel, den die Industrie 4.0 mit sich bringt, akzeptieren. Mehr noch: Ihre Unterstützung ist zwingend erforderlich, um eine effiziente und stabile Supply Chain zu gestalten. In diesem Zusammenhang kann es auch erforderlich sein, frühzeitig mit den Arbeitnehmervertretungen in einen Dialog zu treten, um Befürchtungen von Beschäftigungsabbau zu mildern.

Viele Unternehmen haben Nachholbedarf im Risikomanagement

Obwohl sich die Risiken im Supply-Chain-Management deutlich verschärfen, betreiben nur vier von zehn Unternehmen ein ganzheitliches Risikomanagement. Das belegt das 11. Hermes-Barometer zum Thema „Risikoprävention und Versorgungssicherheit in der Supply Chain“, das im Januar 2020 veröffentlich wurde. Dabei geht jeder zweite der insgesamt 200 befragten Logistikentscheider davon aus, dass sich das Risikopotenzial in seinem Beschaffungsumfeld deutlich verschärfen wird.
 

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Laut der Umfrage haben 57 Prozent der befragten Unternehmen für Risiken mit einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit einen Notfallplan erstellt.

Immerhin: Laut der Umfrage haben 57 Prozent der befragten Unternehmen für Risiken mit einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit einen Notfallplan erstellt. Jedes zweite Unternehmen verfügt zudem über ein Frühwarnsystem, um unmittelbar auf Gefahren innerhalb der Lieferkette reagieren zu können.

Maßnahmen zur Risikoprävention

Die Umfrage ergab weiterhin, dass ein Großteil der befragten Unternehmen bereits verschiedene Methoden und Maßnahmen anwendet, um Risiken innerhalb der Supply Chain vorab zu identifizieren. So nutzen 70 Prozent der befragten Unternehmen Bonitätsauskünfte, um sich einen Überblick über die Kreditwürdigkeit eines Lieferanten zu verschaffen. Weitere beliebte Mittel für die Risikoanalyse sind Online-Recherchen (61 Prozent) sowie Markt- und Wettbewerbsanalysen (60 Prozent).

Beim Outsourcing des Risikomanagements sind Logistikdienstleister für die befragten Unternehmen die erste Wahl: 56 Prozent der Befragten binden ihre Logistikdienstleister systematisch ein. Auf Risikomanagement spezialisierte Beratungsunternehmen spielen hierfür nur eine untergeordnete Rolle.

Fazit

Das Hermes-Barometer macht deutlich, dass in vielen Unternehmen das Thema „Ganzheitliches Risikomanagement im Supply-Chain-Management“ noch nicht ausreichend etabliert ist. Dabei ist das systematische Erkennen und Vorbeugen von Beschaffungsrisiken im SCM extrem wichtig. Die ganzheitliche Betrachtung und auch die fortlaufende Prüfung von Risiken sichert dauerhaft die Versorgung – und damit langfristig den Erfolg eines Unternehmens.