Entwicklung des Preises für Altpapier und andere Papierprodukte

Hohe Papierpreise machen Unternehmen aus der Branche immer mehr zu schaffen. Ob Verlage, Druckereien, Bürobedarfanbieter, Schreibwarenläden oder Hersteller von Toilettenpapier – sie alle leiden unter der Papierknappheit und dem damit verbundenen Anstieg der Beschaffungskosten.

Wie dramatisch sich die Situation in der jüngsten Vergangenheit verschärft hat, verdeutlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Die Großhandelspreise für gemischtes Altpapier lagen im September 2021 mehr als dreimal so hoch wie im Vorjahresmonat. Gegenüber dem Allzeittief von März 2020 erhöhten sich die Preise bis September 2021 auf das Sechzehnfache. Auch wenn zum Jahresende wieder etwas weniger bezahlt werden musste, kann von einer nachhaltigen Entspannung noch keine Rede sein. Da dieser Rohstoff knapp 80 Prozent der Papierproduktion ausmacht, trifft die Preisexplosion die Branche hart.

Und auch andere wichtige Materialien zur Papierherstellung haben sich teils deutlich verteuert: Für Papier- und Pappereststoffe wurden im Großhandel im Jahresvergleich Aufschläge von 147 Prozent aufgerufen. Holz- und Zellstoffe zogen um 46 Prozent an.
 

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Rohstoffmangel, fehlende Produktionskapazitäten und Schiffscontainer

Die Gründe für diese Preisrallye sind vielschichtig: Rohstoffmangel, rückläufige Produktionskapazitäten sowie Lieferengpässe als Folge der Corona-Krise sind hier vornehmlich zu nennen.

Die Produktion von grafischem Papier, das beispielsweise für die Zeitungsherstellung und Werbematerialien benötigt wird, verringerte sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre um rund ein Drittel. Zahlreiche Produzenten haben in ganz Europa den Betrieb eingestellt oder auf Rohmaterial für Wellpappe umgestellt, das für Verpackungen im boomenden Online-Geschäft benötigt wird. Und weil die Zeitungen generell immer dünner werden – in besonderem Maße während der Pandemie aufgrund fehlender Werbeanzeigen – verringert sich auch das Material zur Wiederverwertung.

Hinzu kommt: Durch die zunehmenden Bestellungen im Internet stieg die Nachfrage nach Verpackungspapieren und -pappen so stark, dass deren Hersteller aufgrund der Knappheit teilweise auch auf eigentlich hochwertigeres Altpapier zurückgriffen, das sonst eher für die Bücher- oder Zeitungsproduktion verwendet wird – und so den Rohstoffmangel weiter verschärften.

Und natürlich sind weiter die Nachwirkungen der Corona-Krise zu spüren. Die Lieferketten, ohnehin international nicht so weit verzweigt wie in anderen Branchen, kamen ins Stocken und durch unterschiedlich schnell wieder anspringende Volkswirtschaften bisher nicht in den gewohnten Fluss. Aufgrund der anhaltenden Knappheit von Schiffscontainern stiegen auch die Transportkosten deutlich an – sofern die Papiere überhaupt verladen werden konnten. 
 


Mögliche Konsequenzen: Druckaufträge bleiben liegen

Die europäischen Drucker warnen bereits vor dauerhaften Schäden der betroffenen Unternehmen. Die Lagerbestände seien bald aufgebraucht, Orders könnten dann nicht mehr ausgeführt werden. Und das beträfe nicht nur publizistische Erzeugnisse, sondern auch Lebensmittelverpackungen und Druckaufträge für Medikamente. Neben der Rohstoffknappheit verschärfe das Liefermonopol in einigen Ländern die Lage, da dort große Teile der Produktion der grafischen Papiere nur von einem Hersteller kämen.

Der Buchhandel ist besonders von den Preissteigerungen der Kartonage betroffen. In Zusammenspiel mit steigenden Lohn- und Transportkosten könnte es laut der Vereinigte Verlagsanstalten GmbH (VVA) zu höheren Buchpreisen und insgesamt weniger produzierten Buchtiteln kommen. Termindrucke seien fast unmöglich. Und die Hersteller von Toilettenpapier, Taschentüchern und anderen auf Zellstoff angewiesenen Haushaltsprodukten befürchten gar Insolvenzen kleinerer Hersteller, da sie die höheren Einkaufspreise nicht in vollem Umfang an den Handel weitergeben könnten.

Hilfe wird von der Politik erwartet. Verleger fordern etwa bessere Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Reduzierung der Kosten für die Postzustellung von Printprodukten. Auch eine Förderung der digitalen Transformation in den Medienhäusern steht im Raum.
 

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