Mit fremden Sprachen Kontakte vertiefen und bares Geld sparen

Die Mehrzahl der deutschen Unternehmen unterhält zumindest gelegentlich Kontakte ins Ausland. Oft sind es günstige Anbieter von Rohstoffen und Handelswaren, Lieferanten und Spediteure mit einem Sitz außerhalb der Bundesrepublik, die zum unternehmerischen Erfolg beitragen. So tragen kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) zu 16 Prozent zu den deutschen Importen bei. Besonders importfreudig sind Firmen aus den Bereichen Bergbau, Produktion und Handel. Ein großer Teil der Importgeschäfte läuft in deutscher oder englischer Sprache ab. Hierdurch lassen sich Vorgänge im ausländischen Einkauf optimieren. Bislang sind einige der wichtigsten Handelspartner im angelsächsischen Raum ansässig. Doch der Brexit sorgt genauso wie die aktuelle Handelspolitik Donald Trumps dafür, dass sich Handelsschranken in diese Räume erhöhen. Neben dem Englischen weitere Sprachen im Mitarbeiterpool zu haben, wird also vorteilhafter.

Während Grundkenntnisse einer Sprache in wenigen Wochen oder im Laufe einer Urlaubsreise erlangt werden können, ist das verhandlungssichere Beherrschen ein langwieriger Lernprozess. Für den sicheren Umgang mit Geschäftspartnern ist das Sprachlevel B2 erforderlich. Als besonders anspruchsvoll gilt die Anbahnung von Geschäften und das Verhandeln am Telefon. Hierfür ist die Qualifikation C1 empfehlenswert, die durch den Aufenthalt im Ausland ergänzt wird.

Nur Übung macht den Meister

Eine Sprache wird nicht einmalig erlernt. Sie muss durch den Sprecher gepflegt werden. Das Bundessprachenamt in Hürth geht davon aus, dass für im Erwachsenenalter erlernte Fremdsprachen mindestens drei Stunden passive und eine Stunde aktive Nutzung pro Woche notwendig sind, um ein Sprachniveau zu halten. Einfacher ist es, wenn die Sprache im Schulalter erlernt und ständig gepflegt wurde. Dann sind nur drei bis vier Stunden Sprachpraxis im Monat angeraten.

In einer Erhebung des Bundeswirtschaftsministeriums werden Französisch, Chinesisch, Spanisch, Russisch, Türkisch, Portugiesisch und Arabisch als die wichtigsten Sprachen für den deutschen Außenhandel angegeben. Andere Sprachen der direkten Nachbarländer – wie Tschechisch, Niederländisch, Flämisch, Dänisch oder die anderen skandinavischen Sprachen – werden nachgeordnet betrachtet. Neuerdings erlebt allerdings Polnisch einen Aufschwung, seit Warschau zu einem immer wichtigeren Wirtschaftspartner deutscher Unternehmen aufsteigt.

Hierdurch lassen sich nicht nur Geschäfte leichter abwickeln und Zulieferer bei Besuchen und auf Messen gut verstehen. Ist die sprachliche Expertise im eigenen Unternehmen vertreten, können die Kosten für Fremdleistungen gespart werden. Sonst schlägt die Übersetzung jedes Dokuments und jedes Lieferscheins extra zu Buche. Handelt es sich um regional konzentrierte Märkte, gibt es oft regionale Mitbewerber, die attraktivere Konditionen anbieten können. Sie lassen sich mit Kenntnissen in der Landessprache besser finden und bewerten. Das gilt ebenfalls für Veränderungen im Markt und bei der Wahrnehmung von fremdsprachlichen Fachmedien.

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„Bei vier Stunden in der Woche können die meisten Schüler innerhalb von drei Jahren ein Niveau von B1 erreichen“

Michael Brune

Zehn Wochen Vollzeitstudium als zeitliches Minimum

Je nach Schwierigkeit der Sprache und den Vorkenntnissen, benötigt ein Erwachsener zum Erlernen einer europäischen Fremdsprache acht bis zehn Wochen Vollzeitstudium mit anschließender Praxis. „Eine Alternative dazu ist der berufsbegleitende Sprachkurs“, sagt Michael Brune. Der Deutsch-Amerikaner unterrichtet in Berlin an mehreren privaten Sprachschulen. „Bei vier Stunden in der Woche können die meisten Schüler innerhalb von drei Jahren ein Niveau von B1 erreichen“, sagt der Pädagoge.

Als ein weiterer Zweig hat sich das E-Learning für Fremdsprachen in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Für das Selbststudium bieten sich inzwischen zahlreiche Apps an, mit denen ein Arbeitnehmer auch in der Freizeit und auf dem Tablet, Laptop oder dem Mobiltelefon weiterlernen kann. Zum Teil werden hier sogar Unterrichtsstunden mit Muttersprachlern über Videokonferenzprogramme im Paket mit angeboten. Im Gegensatz zum Präsenzunterricht ist diese Form wesentlich flexibler – setzt aber auch mehr Disziplin bei den Lernenden voraus.

Fremdsprachen to go? Diese 3 Sprachlern-Apps helfen unterwegs

  • Babbel: Der Klassiker unter den Sprachlern-Apps. Weltweit zahlt über eine Million Nutzer für die Software. Hier werden zahlreiche Sprachen angeboten und anhand Lese-, Sprech- und Hörverstehensübungen trainiert. Der Clou: Der Unterricht wird an die Muttersprache des Lernenden angepasst, um so mithilfe von Parallelen zwischen Fremd- und Muttersprache schneller für Lernerfolge zu sorgen.
  • Duolingo: Auch Duolingo arbeitet mit unterschiedlichen Lernmethoden. Zusätzlich dazu sorgt ein hoher Grad an Gamification durch Streaks und Levels für Motivation. Besonders motivierend außerdem: Die App ist komplett kostenlos. Für eine stetige Weiterentwicklung sorgen die User selbst – ganz im Stile eines typischen Wikis.
  • Busuu: Das britische Unternehmen Busuu bietet eine Gratis- und eine Premium-Version der Sprachlern-App. 80 Millionen User nutzen aktuell 12 Sprachkurse, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.

Echte Konversation online trainieren

An einem Online-Sprachtraining wird oft bemängelt, dass es zu wenige Möglichkeiten bietet, wirklich aktiv eine Konversation zu üben. Doch mittlerweile gibt es innovative Modelle des Online-Sprachtrainings, die selbst das ermöglichen. So gibt es Online-Sprachtrainer, die einen Online-Sprachcoach in das Lehrangebot integrieren. Über einen Laptop mit Webcam oder über das Smartphone tritt der Sprachschüler mit dem Lehrer in Kontakt und trainiert interaktiv seine Sprachkenntnisse.

„Um eine Sprache zu lernen musst du vor allem Eines: Reden, reden, reden! Dein Coach ist Muttersprachler und hilft dir, die Fremdsprache auf höchstem Niveau und mit sauberer Aussprache zu üben“, heißt es auf easytrans24.com, wo man mit dem Online-Sprach-Coach eine Lücke im erfolgreichen Online-Sprachtraining schließt.

Das Reden mit Muttersprachlern ist auch für ein Online-Sprachtraining wichtig, um Hemmungen abzubauen und eine höhere sprachliche Sicherheit zu erlangen. Darüber hinaus kann ein persönlicher Trainer sehr gut auf die individuellen Wünsche und Ziele des Lernenden eingehen. So können die einzelnen Trainingseinheiten optimal auf bestimmte Berufsfelder und das für diese notwendige Vokabular konzentriert werden. Eine gezielte Vorbereitung auf Verkaufsgespräche, Gespräche mit Kunden und Geschäftspartnern wird auf diese Weise möglich. Darüber hinaus können landestypische Gesprächsgepflogenheiten erarbeitet und geübt werden. Denn was mancherorts als höfliche Konversation empfunden wird, wird anderswo eventuell ganz anders wahrgenommen. Auch dies ist etwas, was am besten im direkten Gespräch trainiert werden kann und vor allem Native Speaker können diesbezüglich weiterhelfen.

In Fremdsprachen zu investieren bedeutet, von Internationalität zu profitieren

Fremdsprachen jenseits von Englisch in der eigenen Firma als Qualifikationen zu haben, kann Einsparungspotenziale und Märkte erschließen. Da das Erlernen und Erhalten von Fremdsprachenfähigkeiten mit großem Aufwand und dementsprechenden Investitionen verbunden sind, lohnt sich der Aufbau solcher Kompetenzen vorrangig für Firmen, die in einem bestimmten Markt gezielt aktiv werden wollen oder bereits aktiv sind.

  • Englisch ist als Geschäftssprache unabdingbar.
  • Kleinere Unternehmen profitieren von Fremdsprachenkenntnissen besonders.
  • B2 ist ein Vergleichslevel, das für die Verhandlungsführung gebraucht wird.
  • Englisch, Russisch, Französisch, Spanisch, Chinesisch und Arabisch sind die wichtigsten Außenhandelssprachen.
  • Zehn Wochen Vollzeit oder drei Jahre Teilzeit dauert das Erlernen einer Sprache.
  • Jede Sprache muss mit mehreren Stunden wöchentlich geübt werden.