Marginaler Anteil des Güterverkehrs über die Schiene

Die Bahn gilt als umweltfreundliches Verkehrsmittel – und dennoch verläuft nur ein kleiner Teil der transportierten Güter in Deutschland über die Schiene. 2021 waren es rund 8,3 Prozent, immerhin etwas mehr als noch 2020 (7,9 Prozent). Der Großteil der Güter (78,9 Prozent im Jahr 2021) wird in Deutschland über die Straßen transportiert. Die Hauptgründe: Die Kosten für den Gütertransport per Schiene sind zu hoch, zudem fehlt die Flexibilität für die „letzte Meile“.

Aus verkehrs- und umweltpolitischen Gründen gewinnt jedoch der kombinierte Güterverkehr immer mehr an Relevanz, also der Transport einer Fracht mit verschiedenen Verkehrsmitteln. Der Ferntransport von Containern oder anderen standardisierten Behältern findet dabei in der Regel über die Schiene oder mit Schiffen statt, seltener auch im Luftverkehr. Der Transport im Nahbereich erfolgt dann per Lkw.
 


Digitales Buchungssystem soll Umstieg erleichtern und günstiger machen

Die Umsetzung des kombinierten Güterverkehrs war bisher in vielen Fällen eine logistische Herausforderung. Das soll sich dank eines digitalen Buchungssystems künftig ändern: Über die Plattformen „Intermodal Capacity Broker“ und „modility“ lassen sich der Transport per Lkw zur Bahn, der Transport auf der Schiene sowie die letzte Meile zum Zielort auf einen Schlag mit nur wenigen Klicks auch länder- und unternehmensübergreifend buchen. Das vereinfacht den Prozess nicht nur erheblich, sondern spart auch Kosten.

In Hamburg wurde das neue Projekt, das unter der Schirmherrschaft der Allianz pro Schiene und des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) auf die Beine gestellt wurde, bereits erfolgreich getestet: Ein Lkw holte eine Ladung am Hafen ab, fuhr damit aber nicht bis zum Bestimmungsort nach Nürnberg, sondern lediglich zu einem Güterzug im Hamburger Stadtteil Billwerder. Von dort in Nürnberg angekommen, wurde der Container wieder auf einen Lkw verladen und zur Zieladresse gebracht. Die Einsparungen für das Logistikunternehmen sollen bei rund 20 Prozent gelegen haben, zudem profitierte die Umwelt von einem geringeren CO₂ -Ausstoß.

Diese Reduzierung an Emissionen kann ganz erheblich sein, wie eine Machbarkeitsstudie im bayerischen Landkreis Miltenberg ergab: Allein in dieser Region könnten mindestens 20.000 Lastwagenfahrten pro Jahr und damit etwa 386 Tonnen CO₂ eingespart werden – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Schienen-Infrastruktur ausgebaut wird.
 

Schienenverkehr in Europa: Vorbildliches Baltikum

Im europäischen Vergleich ist Deutschland beim Güterverkehr über die Schiene nur Mittelmaß: Der EU-Durchschnitt lag 2020 bei einem Anteil von 16,8 Prozent (in dieser Statistik wurden nur Schiene, Lkw und Binnenschifffahrt berücksichtigt). Deutschland rangiert mit 17,6 Prozent leicht darüber. Am besten schnitten die drei baltischen Staaten Litauen (64,7 Prozent), Lettland (56,5 Prozent) und Estland (38,6 Prozent) ab.

In Österreich betrug der Anteil des Schienengüterverkehrs 2020 immerhin schon 29,7 Prozent – doch auch dieser Wert bietet noch Spielraum für Verbesserung. So will dort ein neues Fördermodell mit einem Volumen von zwei Millionen Euro vor allem KMU in die Lage zu versetzen, Güter einfacher mit der Bahn zu transportieren.