Der Mittelstand ist und bleibt der Motor der deutschen Wirtschaft

Die mittelständischen Unternehmen bringen Innovationen hervor, expandieren behutsam und setzen auf solide Finanzierungsmodelle. Damit sind sie langfristig erfolgreich und sorgen für beständige Umsatzzahlen, ohne durch ausufernde Expansion in finanzielle oder strukturelle Schwierigkeiten zu geraten. Doch wegen der Krisen in den letzten Jahren kommen auf Mittelstand und Familienbetriebe im Maschinenbau einigen Herausforderungen zu.

So definiert sich der deutsche Mittelstand

Gemäß Definition des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung (IfM Bonn) zählen kleine und mittlere Unternehmen, sogenannte KMU, maximal 500 Beschäftigte und erzielen maximal einen Jahresumsatz von 50 Millionen Europa. Familienbetriebe mit geringer Unternehmensgröße zählen offiziell zu den kleinsten (bis 9 Beschäftigte) bzw. zu den kleinen (bis 49 Beschäftigte) Unternehmen, sind in den KMU aber enthalten. Gemäß KMU-Definition gibt es derzeit 3,5 Millionen Mittelständler in Deutschland.

Europaweit ist der Begriff jedoch etwas aufgeweichter: Zu den sogenannten SME, also den „small and medium sized enterprises“, zählen Unternehmen mit maximal 250 Beschäftigten oder maximal 50 Millionen Euro Jahresumsatz. An dieser Maßgabe orientieren sich einige Kennzahlen des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) für 2020.
 

  • Alle deutschen Unternehmen erzielten einen Umsatz von rund 6,88 Milliarden Euro. KMU trugen dazu mit gut 2,32 Milliarden Euro bei. Das entspricht einem Anteil von etwa einem Drittel (33,7 Prozent).
  • Es waren 21,43 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in KMU angestellt.
  • Dazu zählten 1,09 Millionen Auszubildende.

Auch andere Merkmale als die quantitativen Kriterien lassen sich für den „German Mittelstand“ heranziehen. Erfolgreiche mittelständische Unternehmen zeichnen sich oft durch Familienbesitz oder Konzernunabhängigkeit aus. Und diese Merkmale bleiben häufig auch dann bestehen, wenn die Unternehmen durch Expansion, Innovation und wirtschaftlichen Erfolg über die vordefinierten KMU-Grenzen hinausgewachsen sind.

Dank KMU boomt der Maschinenbau

Auch auf einzelne Industriezweige heruntergebrochen bleibt der deutsche Mittelstand dominierend. Dabei ist insbesondere der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ein Schwergewicht der deutschen Wirtschaft: Mehr als 6.600 Unternehmen beschäftigten 2020 etwa 1,2 Millionen Arbeitnehmer. Der Anteil der Ingenieure an allen Erwerbstätigen im Maschinenbau in Deutschland betrug 2019 rund 17,1 Prozent. Kein anderer Industriezweig kommt annähernd auf diese Zahlen. Und auch am Umsatz gemessen gehört der Anlagen- und Maschinenbau zu den Top 2 – mit rund 245,51 Milliarden Euro im Jahr 2021.

KMU sind der Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft. Dass dieses Phänomen speziell für die Maschinenbau-Branche gilt, zeigt folgendes Beispiel: Gleich fünf Firmen aus diesem Bereich haben es unter die ersten 20 in der Liste „Die 100 Top-Mittelständler der deutschen Industrie“ der „DDW Die Deutsche Wirtschaft“ geschafft. Die wirtschaftliche Rolle von kleinen und mittelständischen Unternehmen im Maschinenbau ist also nicht zu unterschätzen.
 

Familienbetriebe im Maschinenbau als Innovationsträger

Familienbetriebe und mittelständische Unternehmen sind lange nicht so statisch wie Großunternehmen. Nicht alles wird einfach so gemacht, wie es schon immer gemacht wurde. Allein die regelmäßigen Generationenwechsel an der Firmenspitze bringen stets neue Ideen und Änderungen mit sich. Der „German Mittelstand“ kann deshalb schneller auf sich anbahnende Änderungen auf den Absatzmärkten reagieren.

Durch den internationalen Konkurrenzdruck müssen Familienbetriebe im Maschinenbau zudem zwangsläufig ihre Prozesse optimieren und sich einen Vorsprung durch Innovationen erarbeiten. Einzelne Firmen haben ihr Geschäftsmodell derart erfolgreich internationalisieren und die Wertschöpfungskette optimieren können, dass sie mittlerweile ähnlich günstig produzieren wie die Konkurrenz aus dem asiatischen Raum.

Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hat auch die Digitalisierung (siehe auch: Industrie 4.0), deren Vorteile viele mittelständische Unternehmen erkannt und darauf basierend Adaptionen vorgenommen haben. Durch Industrie-4.0-Lösungen versprechen sich viele Firmeninhaber, ihre Anlagen künftig nicht nur mit der Zentrale, sondern auch untereinander kommunizieren lassen zu können. So können sie die innerbetrieblichen Prozesse nachhaltig optimieren, Ausschuss und Stillstandzeiten senken und gleichzeitig die Leistung steigern.

Trotz ihrer immensen Wichtigkeit für den Erfolg des deutschen Mittelstandes hat die Innovationsfreude zuletzt abgenommen. Nach jüngsten Zahlen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) betrugen 2019 die Ausgaben für Inno­vationen bei 32 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor lag der Wert bei 43,4 Milliarden Euro. Damit sank die Bereitschaft, Neuland zu betreten.

Der Ukraine-Krieg setzt dem Mittelstand stark zu

Nach der Finanzkrise und der Corona-Pandemie machen derzeit besonders die hohen Energiekosten dem Mittelstand zu schaffen. Diese resultieren vor allem aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Wie stark dieser militärische Angriff den KMU zusetzt, zeigen KfW-Zahlen. Demnach fühlten sich im Mai 2022 alle mittelständischen Unternehmen anteilig von folgenden Belastungen aus diesem Konflikt unter Druck gesetzt:
 

  • Gestiegene Energiekosten im eigenen Unternehmen: 55 Prozent
  • Steigende Beschaffungskosten bei Rohstoffen und/oder Vorprodukten: 37 Prozent
  • Umsatzrückgang durch sinkende Nachfrage aus dem Inland: 21 Prozent
  • Reduzierte Liquidität: 16 Prozent
  • Verlust an Geschäftspartnern, Abbruch von Geschäftsbeziehungen: 9 Prozent
  • Umsatzrückgang durch sinkende Nachfrage aus dem Ausland: 4 Prozent

Zusammenfassender Kommentar dazu im KfW-Mittelstandspanel 2022: „Die Erwartungen sind so pessimistisch wie zuvor nur vor den beiden mit Abstand tiefsten Rezessionen in der Geschichte der Bundesrepublik: der globalen Finanzkrise im Winter 2008/2009 sowie nach Ausbruch der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020.“
 


Fazit:

Der deutsche Mittelstand und insbesondere auch Familienbetriebe im Maschinenbau sind immens wichtig für die deutsche Wirtschaft. International gilt der „German Mittelstand“ sogar als der Hauptgrund für die wirtschaftliche Stärke der Bundesrepublik – und zwar so sehr, dass sich der Begriff mittlerweile sogar im englischen Sprachgebrauch etabliert hat.

Dennoch haben KMU zahlreiche Herausforderungen zu meistern: Zwar hat der Mittelstand in den vergangenen Jahren mehrere Krisen überstanden, aber derzeit leidet er stark unter dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise.