SCM: Definition und Aufgaben

Deutsche Unternehmen scheuen offenbar davor zurück, ihr Supply-Chain-Management (SCM) zu transformieren. Das zumindest legt das Hermes-Barometer 2018 nahe. Die Autoren der Studie befragten zum Thema 200 hiesige Logistikentscheider. Das Ergebnis: Lediglich acht Prozent von ihnen steuerten ihre Lieferketten im Erhebungszeitraum komplett digital. Andererseits hielten 80 Prozent der angesprochenen Führungskräfte ein modernes Supply-Chain-Management in Bezug auf Kostensenkung und Lean Management für wichtig.

Damit haben sie recht, denn SCM ist ein entscheidender Faktor beim Aufbau und bei der Verwaltung integrierter Material- und Informationsflüsse. Es wirkt sich auf die gesamte Wertschöpfungskette aus – von der Rohstoffgewinnung bis zum Endverbraucher. Damit steuert es mehr als rein logistische Abläufe, die sich auf eher transporttechnische Aspekte fokussieren.

Diese anspruchsvolle Funktion erfüllt ein durch und durch digital basiertes System besonders gut. Durchdacht und strategisch aufgesetzt, kann es Kosten über die gesamte Lieferkette hinweg verringern. Dazu hält es Schnittstellen zu allen Beteiligten bereit und tauscht darüber sämtliche relevanten Informationen aus. Der Vorteil: Viele Prozesse (Bedarfsermittlung, Bestellungen, Lieferrouten oder Rechnungsstellungen) laufen weitgehend automatisch ab und setzen so unter anderem (kreative) Arbeitskraft für andere Aufgaben frei.

Dass deutsche Unternehmen trotzdem mehrheitlich von solchen Lösungen noch absehen, liegt laut der erwähnten Studie des Logistikers Hermes an Unsicherheit. So wissen viele Betriebe nicht, welche Technologie für den Change-Prozess am besten geeignet ist und wie die Einführung gelingen kann.

 


3 Beispiele für innovative Lösungen

Zur Inspiration folgen hier drei Supply-Chain-Management-Beispiele unterschiedlicher Unternehmen. Ihre Modelle sind nicht unbedingt eins zu eins auf andere Betriebe anwendbar, können jedoch eine Vorbildfunktion ausüben. Sie gründen samt und sonders auf digitalen Systemen, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte und Akzente. Gleichzeitig unterstreichen die Beispiele den Stellenwert von SCM, denn die genannten Firmen würden sich auf solche Transformationsprozesse nicht einlassen, wenn sie von deren Potenzial nicht überzeugt wären.

 

  • Continental: Der deutsche Konzern hat mit seinem Ansatz den Supply Chain Management Award 2019 gewonnen. Preiswürdig war seine Vision „Fast Forward 2030“ der Automotive-Gruppe. Deren Supply-Chain umfasst mehr als 100 Produktionsstätten, 5.700 Lieferanten und 157 Milliarden Produktkomponenten. Continental will diese komplexe Lieferkette langfristig mit Mitteln der Industrie 4.0 schneller und transparenter machen. An zwei Pilotstandorten für Smart Factories in Regensburg und Zvolen in der Slowakei wurden bereits erste Kosteneinsparungen erreicht. Hinter dem Projekt steht ein eigens gegründetes interdisziplinäres Team. Laut Jan Axt, Leiter Automotive Supply Chain Management Strategie & Innovation bei Continental, ist das Ziel die “Umstellung von einer klassischen Lieferkette auf ein autonomes Versorgungsnetz”. Die Jury lobte unter anderem, dass Continental “alle Facetten dieser Transformation strukturiert durchdacht und umgesetzt” hat.

 

  • Alphabet Inc.: Die US-amerikanische Holding verfügt über ein weitgefächertes Portfolio. Dazu zählt unter anderem der Internet-Riese Google. Alphabet beschäftigt sich mit Technologien für Online-Werbung, Suchmaschinen, Cloud Computing sowie Software und Hardware. Das vielseitige Geschäftsmodell erfordert eine komplexe Lieferketten-Organisation über zahlreiche Landesgrenzen hinweg. Dafür setzt Alphabet auf zahlreiche automatisierte Prozesse mittels Robotic Porcess Automation, Künstlicher Intelligenz und Machine Learning. Ein Beispiel für sein Supply-Chain-Management: Es stattet Mitarbeiter in Lagerhäusern mit Smart Glasses für Augmented Reality zwecks Informationsvermittlung und Orientierung aus.

 

  • PepsiCo Inc.: Das US-Unternehmen ist nach Nestlé der zweitgrößte Hersteller von Nahrungsmitteln und ein weiteres Beispiel für ein gut funktionierendes Supply-Chain-Management. Die Lieferkette von PepsiCo basiert in hohem Maße auf hochwertigen Roh- und Verpackungsmaterialien, die aus aller Welt kommen. Der Ansatz hier: Pepsis Global Procurement schreibt einen Verhaltenskodex für sämtliche Lieferanten vor. Dieser Supplier Code of Conduct (SCoC) wird strikt eingehalten, um die Rechenschaftspflicht sicherzustellen. Hintergrund ist die kritische Mindesthaltbarkeit vieler Produkte, die PepsiCo bezieht. Deshalb ist der Kodex tief in das stark digitale und automatisierte Supply-Chain-Management integriert.

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